Die Braut des Drachen - Marsha Canham

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Die Braut des Drachen - Marsha Canham

Beitragvon Luckydaisy » 20.12.2009, 11:35

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Die Braut des Drachens.
Marsha Canham

Klappentext:
Sie ist nur eine Schachfigur in einem verräterischen Spiel - Lady Servanne de Briscourt die Braut des Drachenlords eines Günstlings von Prinz John. Aber es ist ein anderer Mann der ihr Schicksal dramatisch verändert: der schwarze Wolf von Lincoln ein legendärer Gesetzloser dem sich Lady Servanne mit Leib und Seele ausliefert. Ihre verbotene Leidenschaft fordert die königliche Macht heraus und schürt Haß und Zwietracht
Quelle: Heyne


Achtung - jetzt folgen jede Menge Spoiler - wer das Buch nicht kennt - bitte nicht weiterlesen!!!!!


Meine Einschätzung und Wertung gleichermaßen:
Dieser Roman ist ein einziges großer Ärgernis - und das, obwohl der Roman grundsätzlich genug Potential gehabt hätte, ein richtig guter Medival zu werden!!!!

Fangen wir von vorne an: Die Heldin Servanne soll nach Wunsch des Königs neu verheiratet werden. Doch sie scheint Glück zu haben: Ihr künftiger Gemahl ist der berühmte Ritter Lucien de Wardieu: Groß, blonnd attraktiv und charmant ist er der unumstrittene Liebling sowohl des Königs als auch der dortigen Hofdamen. Servanne macht sich also frohen Mutes auf die Reise zur Burg Bloodkeep um dort vermählt zu werden.

Doch es kommt immer anders im Leben als man denkt: Kurz vor Ende ihrer Reise wird ihr Troß überfallen und Servanne von einem vermeintlich Gesetzlosen geraubt. Und der erzählt ihr eine wahrlich unglaubliche Geschichte: Der vermeintliche Lucien de Wardieu ist ein Betrüger und er selbst sei Lucien de Wardieu. Der "edle Ritter" ist in Wirklichkeit sein unehelicher Halbbruder der den letzten Kreuzzug ausgenutzt hat um ihn fast zu ermorden und unter seinem Namen zurück zu kehren.

Servanne glaubt ihm natürlich kein Wort und dennoch verliebt sie sich in den vermeintlichen Gesetzlosen. Dennoch landet sie als Braut auf Bloodkeep und es müssen noch eine Menge Probleme gelöst werden, bis sie endlich ihr wahres Glück findet.

Generell mag ich es, wenn eine Geschichte Substanz hat; wenn also die Storyline nicht nur dazu dient, die obligatorischen Bettszenen miteinander zu verbinden. Und hier hat Marsha Canham wirklich viele tolle Ideen umgesetzt: Der betrügerische Halbbruder, die politische Intrige um Eleonor von Aquitanien usw.

Leider strotzt diese Story phasenweise nur so vor Logikfehler: Während der betrügerische Etienne blond blauäugig und attraktiv ist, so ist der echte Lucien dunkelhaarig, dunkeläugig und mit Narben übersät. Warum kein einziger Bewohner von Bloodkeep auf die Idee kommt, daß Rauschgoldengel Etienne nicht der echte Lucien ist - darauf geht die Autorin mit keiner Zeile ein. Und als Leserin sollte man diese Dinge auch nicht hinterfragen! Aber nicht nur das! Etienne ist Rechtshänder, Lucien ist Linkshänder - Etienne ist eitel und bösartig - Lucien ist gerecht und freundlich. Schon klar, daß bei soviel Ähnlichkeit die ein oder andere Verwechslung auftauchen kann :???:

Weiter gehts: Das Heldenpaar Servanne und Lucien haben mir so gar nicht gefallen - dies sind also nicht unbedingt die besten Voraussetzungen um mich als Leserin zu fesseln. Servanne ist eine äußerst eitle Person die nur an sich und ihr Wohl denkt. Während sie also in den Wald verschleppt wird, macht sie sich Gedanken um so existenzielle Dinge wie: Mein Kleid wird schmutzig!!! Oder auch: Ich mag nichts essen weil das angebotene Fleisch von Wilderern geschossen wurde und den bösen bösen Gesetzlosen gar nicht gehört!! Jawoll!!! Auch nachdem sie sich in Lucien verliebt hat, glaubt sie seine Geschichte immer noch nicht und hält ihn für einen Betrüger. Diese Ablehung und das Misstrauen hält sie aber nicht davon ab, mit ihm gnadenlos guten Sex in allen Stellungen und Variationen zu haben.
Und als sie auf Bloodkeep endlich ankommt und entdeckt, daß der Etienne ein echter Mistkerl ist, mag sie von ihrer Haltung immer noch nicht so recht abrücken. Echt zickig die Kleine!!!!

Lucien hingegen hat echte Probleme, sich über seine Gefühle klar zu werden: Liebt er nun Servanne - oder doch nicht? Rache oder Liebe - oder beides??? Ein echtes Problem....

Gefallen haben mir hingegen die beiden Oberbösewichte Etienne und seine Geliebte Nicolaa de la Hayes. Selten habe ich ein so abgrundtief böses Paar erlebt - die beiden haben dem Roman wirklich Punkte aufs Konto gespült.

Die Schreibweise von Canham liegt mir irgendwie auch nicht. Die Sprache ist sehr gestelzt und wirkt damit eigentlich großenteils nur albern. Auch werden manche Szenen künstlich aufgebläht und mit unnötigen Zickerein werden Seiten geschunden. Dies bremst den Lesegenuss ungemein und ich habe mich immer wieder dabei erwischt, einige Seiten weiter zu blättern nur um festzustellen, daß ich nicht wirklich was verpasst habe.

Fazit:
Ein äußerst unlogischer und zäher Medival der nur durch die beiden Bösewichter und die wirklich gute Story (die zwar schlecht umgesetzt wurde aber immerhin) punkten konnte.
Von mir gibts daher 2 von 5 Points !!!

:stern
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Beitragvon mantacabrio » 20.12.2009, 12:20

Es tut mir leid, da muss ich das Gegenteil berichten.
Diesen Liro habe ich damals vor Jahren gleich als er das erste mal rauskam verschlungen und der hat mir sehr sehr gefallen. Ich habe mich einfach gefreut einen schönen Liro zu lesen und habe das Buch nicht wissentschaftlich analysiert und die Logik der Handlung hinterfragt.
Es tut mir leid, wenn ich einen Liro lese sind für mich irgendwelche Ungereimtheiten einfach nicht so wichtig, es war einfach ein spannendes schönes Buch. In einer Beziehung kann man nie die Gefühle, die Menschen füreinander haben genau analysieren und hinterfragen. Es ist manchmal so, dass Menschen sich hassen und doch sexuell anziehen, davon leben die Liros ja, sonst wäre es kein Liro geworden.

Ok, das war alles auch schon vor genau 13 Jahren, vielleicht habe ich da Bücher ganz anders aufgenommen und da es keine sooo große Auswahl gab, wie es jetzt gibt, war ich froh überhaupt einen spannenden LiRo zu lesen.

Und nein, ich werde den nicht noch einmal lesen, um festzustellen ob der mir immer noch so gefällt. Aber reingelesen habe ich schon öfters mal wieder, ist auch ein Keeper.

von mir gibt es

4,5 von 5 Punkten.
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Beitragvon alekto » 20.12.2009, 12:32

mantacabrio hat geschrieben:Ich habe mich einfach gefreut einen schönen Liro zu lesen und habe das Buch nicht wissentschaftlich analysiert und die Logik der Handlung hinterfragt.
Es tut mir leid, wenn ich einen Liro lese sind für mich irgendwelche Ungereimtheiten einfach nicht so wichtig, es war einfach ein spannendes schönes Buch.

ohne dieses buch zu kennen, finde ich persönlich es schon wichtig, dass es in einem liebesroman eine einigermaßen logische handlung gibt und dass die personen weitgehend glaubwürdig handeln (und ich glaube, man kann logikfehler auch ohne eine "wissenschaftliche analyse" feststellen). nach meinem empfinden kann ein buch nicht "schön" sein, wenn sich alle personen unauthentisch benehmen und durch eine seltsam konstruierte geschichte stolpern. aber das ist wohl schlicht eine sache der prioritätensetzung; der eine wills so, der andere so.
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Beitragvon Wildfee » 20.12.2009, 12:53

Ich habe den Roman unter dem Aspekt gelesen, das er stark von dem Robin Hood Motiv beeinflußt ist und habe irgendwie beim Pärchen Lucien und Servanne Richard Burton und Elizabeth Taylor vor mir gesehen ;) Die beiden haben sich auch ständig gekabbelt ;)

Die widersprüchlichen Gefühle machen den Roman in meinen Augen erst richtig interessant, Liebe ist doch meistens alles andere als logisch.
Was du Verwechselung der beiden Brüder betrifft, meine ich mich zu entsinnen(ist schon ne Weile her), das der Halbbruder den Part von Lucien zu einem Zeitpunkt übernommen hat, als beide jünger waren und sich ähnlicher gesehen haben (von der Augenfarbe abgesehen). Sauer aufgestossen ist mir dieser Logikfehler beim Lesen nicht.
Für mich ist der Roman auf alle Fälle ein Keeper, weil ich ein heimlicher Fan des Robin Hood Motives bin ;)
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Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick.
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Beitragvon Luckydaisy » 20.12.2009, 16:17

nur um hier keinen falschen eindruck zu erwecken: ich analysiere einen liebesroman auch nicht nach möglichen logikfehlern. oft lese ich auch darüber hinweg wenn diese fehlerchen so gering ausfallen, daß sie die story nicht wirklich beeinflussen.
hier lag - nach meinem empfinden - die sachlage aber anders: schließlich lebt der handlungsstrang ja davon, daß der echt lucien seine burg wieder haben möchte und daß etienne die bewohner 14 jahre täuschen konnte, habe ich der autorin einfach nicht abgenommen. wären die beiden z.b. zwillinge gewesen, hätte der plot funktioniert - aber nachdem beide so völlig unterschiedliche typen waren (optisch und auch vom charakter her) hat mich das einfach nur geärgert.
das robin-hood-motiv war schon gut und canham hat auch das zeitkollorit gut eingefangen - aber solche groben schnitzer beim haupthandlungsstrang - das muss nicht sein, oder????
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Beitragvon mallory » 20.12.2009, 16:26

Daisy gefällt das Buch nicht, Manta gefällt es... na, da bin ich ja echt gespannt und muss es wohl doch auch mal lesen. Sonst bin ich immer mit euch beiden einig :???:
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Beitragvon Luckydaisy » 20.12.2009, 20:35

mallory - du darfst dann die schiedsrichterin spielen :versteck
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Beitragvon mallory » 20.12.2009, 20:36

In letzter Zeit ist mir aber gar nicht mehr nach Rittern - es kann also noch eine Weile dauern.
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Beitragvon Jenny » 21.12.2009, 10:36

Das Buch subt schon seit ein paar Jahren bei mir. Jetzt bin ich auf alle Fälle so neugierig geworden dass es entscheidend nach oben gerutscht ist ;)
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen
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Beitragvon Frau Holle » 22.12.2009, 19:01

Ich mochte das Buch eigentlich sehr gern. Obwohl mir der Teil " Der Sohn des Wolfes" besser gefallen hat.

Gut, zugegeben, das mit dem Verwechseln der Brüderpaare ist schon etwas "schwierig" zu verstehe. Aber es wurde auch begründet mit: fünf Jahre (Kreuzzug mit Richard Löwenherz) sengender Wüstensonne, Hitze und Entbehrungen verändern das Aussehen und keine nahen Verwandten die noch gelebt haben bzw. entfernte Verwandte die auf Bloodmoor Keep zu Besuch gekommen wären. Also mit gutem Willen kann mans durchgehen lassen ;)

und die Frauen sind in diesen alten Liros meist zickige Dumpfbacken mit mir unverständlichen Verhaltenszügen. :cry: Ich denke mir bei diesen Liros öfter, wenn alle "Weiber" (sorry) so gewesen sind, wie konnten wir nur bis heute überleben.

Was mich an diesem Buch aber am Meisten gestört hat, waren die auffällig vielen orthographischen Fehlern. Da hats sogar mir Übel aufgestoßen und das mag was heißen! (viellleicht, jezt, usw.)
Auch z.B. Bei seiner Vorstellung nach dem Überfall: "Der Name, den der Sheriff mir gegeben hat ... ist der Schwarze Wolf von Lincoln." Und später "Der Name, den Gott mir gegeben hat, ist Lincoln Wardieu..." --> Sollte wohl Lucien heißen.

Aber da ich die Geschichte als ganz spannend empfunden habe, bekommt der Roman von mir (gerade noch) 4 von 5 Punkten
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Beitragvon DG7NCA / CAROLA » 22.12.2009, 19:05

wie gut das mir zur zeit die Ritter oder bis ca 1500 so gar nicht liegen..."kicher" ;)
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Beitragvon Frau Holle » 22.12.2009, 19:07

DG7NCA / CAROLA hat geschrieben:wie gut das mir zur zeit die Ritter oder bis ca 1500 so gar nicht liegen..."kicher" ;)


mir schon, aber leider habe ich schon länger keine wirklich guten Liro gefunden...
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Beitragvon Luckydaisy » 24.12.2009, 23:13

@frau holle:
stimmt, daß mit den tippfehlern war auch so ein ding. allerdings kann ich da der autorin keinen vorwurf machen - ist einfach schlamperei durch den verlag bzw. bei der übersetzung....
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Beitragvon Frau Holle » 24.12.2009, 23:40

Luckydaisy hat geschrieben:@frau holle:
stimmt, daß mit den tippfehlern war auch so ein ding. allerdings kann ich da der autorin keinen vorwurf machen - ist einfach schlamperei durch den verlag bzw. bei der übersetzung....


nein, würde ich auch niemals machen (die Grundgeschichte fand ich auch sehr spannend).
Ich habe mich auch mächtig geärgert, dass bei meiner Ausgabe (2 Romane in einem Band von Bechtermünz) zuerst der 2. Teil und dann erst der 1. Teil gebunden war. Wie kann man nur?? Und vor allem: WARUM?
Das sind "Kleinigkeiten" die mich maßlos aufregen! ;)
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