Die Braut des Drachens.Marsha Canham
Klappentext:
Sie ist nur eine Schachfigur in einem verräterischen Spiel - Lady Servanne de Briscourt die Braut des Drachenlords eines Günstlings von Prinz John. Aber es ist ein anderer Mann der ihr Schicksal dramatisch verändert: der schwarze Wolf von Lincoln ein legendärer Gesetzloser dem sich Lady Servanne mit Leib und Seele ausliefert. Ihre verbotene Leidenschaft fordert die königliche Macht heraus und schürt Haß und Zwietracht
Quelle: Heyne
Achtung - jetzt folgen jede Menge Spoiler - wer das Buch nicht kennt - bitte nicht weiterlesen!!!!!Meine Einschätzung und Wertung gleichermaßen:
Dieser Roman ist ein einziges großer Ärgernis - und das, obwohl der Roman grundsätzlich genug Potential gehabt hätte, ein richtig guter Medival zu werden!!!!
Fangen wir von vorne an: Die Heldin Servanne soll nach Wunsch des Königs neu verheiratet werden. Doch sie scheint Glück zu haben: Ihr künftiger Gemahl ist der berühmte Ritter Lucien de Wardieu: Groß, blonnd attraktiv und charmant ist er der unumstrittene Liebling sowohl des Königs als auch der dortigen Hofdamen. Servanne macht sich also frohen Mutes auf die Reise zur Burg Bloodkeep um dort vermählt zu werden.
Doch es kommt immer anders im Leben als man denkt: Kurz vor Ende ihrer Reise wird ihr Troß überfallen und Servanne von einem vermeintlich Gesetzlosen geraubt. Und der erzählt ihr eine wahrlich unglaubliche Geschichte: Der vermeintliche Lucien de Wardieu ist ein Betrüger und er selbst sei Lucien de Wardieu. Der "edle Ritter" ist in Wirklichkeit sein unehelicher Halbbruder der den letzten Kreuzzug ausgenutzt hat um ihn fast zu ermorden und unter seinem Namen zurück zu kehren.
Servanne glaubt ihm natürlich kein Wort und dennoch verliebt sie sich in den vermeintlichen Gesetzlosen. Dennoch landet sie als Braut auf Bloodkeep und es müssen noch eine Menge Probleme gelöst werden, bis sie endlich ihr wahres Glück findet.
Generell mag ich es, wenn eine Geschichte Substanz hat; wenn also die Storyline nicht nur dazu dient, die obligatorischen Bettszenen miteinander zu verbinden. Und hier hat Marsha Canham wirklich viele tolle Ideen umgesetzt: Der betrügerische Halbbruder, die politische Intrige um Eleonor von Aquitanien usw.
Leider strotzt diese Story phasenweise nur so vor Logikfehler: Während der betrügerische Etienne blond blauäugig und attraktiv ist, so ist der echte Lucien dunkelhaarig, dunkeläugig und mit Narben übersät. Warum kein einziger Bewohner von Bloodkeep auf die Idee kommt, daß Rauschgoldengel Etienne nicht der echte Lucien ist - darauf geht die Autorin mit keiner Zeile ein. Und als Leserin sollte man diese Dinge auch nicht hinterfragen! Aber nicht nur das! Etienne ist Rechtshänder, Lucien ist Linkshänder - Etienne ist eitel und bösartig - Lucien ist gerecht und freundlich. Schon klar, daß bei soviel Ähnlichkeit die ein oder andere Verwechslung auftauchen kann
Weiter gehts: Das Heldenpaar Servanne und Lucien haben mir so gar nicht gefallen - dies sind also nicht unbedingt die besten Voraussetzungen um mich als Leserin zu fesseln. Servanne ist eine äußerst eitle Person die nur an sich und ihr Wohl denkt. Während sie also in den Wald verschleppt wird, macht sie sich Gedanken um so existenzielle Dinge wie: Mein Kleid wird schmutzig!!! Oder auch: Ich mag nichts essen weil das angebotene Fleisch von Wilderern geschossen wurde und den bösen bösen Gesetzlosen gar nicht gehört!! Jawoll!!! Auch nachdem sie sich in Lucien verliebt hat, glaubt sie seine Geschichte immer noch nicht und hält ihn für einen Betrüger. Diese Ablehung und das Misstrauen hält sie aber nicht davon ab, mit ihm gnadenlos guten Sex in allen Stellungen und Variationen zu haben.
Und als sie auf Bloodkeep endlich ankommt und entdeckt, daß der Etienne ein echter Mistkerl ist, mag sie von ihrer Haltung immer noch nicht so recht abrücken. Echt zickig die Kleine!!!!
Lucien hingegen hat echte Probleme, sich über seine Gefühle klar zu werden: Liebt er nun Servanne - oder doch nicht? Rache oder Liebe - oder beides??? Ein echtes Problem....
Gefallen haben mir hingegen die beiden Oberbösewichte Etienne und seine Geliebte Nicolaa de la Hayes. Selten habe ich ein so abgrundtief böses Paar erlebt - die beiden haben dem Roman wirklich Punkte aufs Konto gespült.
Die Schreibweise von Canham liegt mir irgendwie auch nicht. Die Sprache ist sehr gestelzt und wirkt damit eigentlich großenteils nur albern. Auch werden manche Szenen künstlich aufgebläht und mit unnötigen Zickerein werden Seiten geschunden. Dies bremst den Lesegenuss ungemein und ich habe mich immer wieder dabei erwischt, einige Seiten weiter zu blättern nur um festzustellen, daß ich nicht wirklich was verpasst habe.
Fazit:
Ein äußerst unlogischer und zäher Medival der nur durch die beiden Bösewichter und die wirklich gute Story (die zwar schlecht umgesetzt wurde aber immerhin) punkten konnte.
Von mir gibts daher 2 von 5 Points !!!