Im Rausch der Nacht.
Rebecca Brandewyne
Goldmann 2003 Taschenbuch 407 Seiten
Erzählt wird die Geschichte von Isabelle Ashley und Warrick, dem Günstling des Königs, zur Zeit der Rosenkriege. Isabelle und ihr Bruder Giles sind bereits jung zu Vollwaisen geworden und der vom König bestimmte Vormund bringt den beiden Kindern nur Unglück. Erst Jahre später bestimmt der König einen neuen Vormund - Warrick - der Isabelle später auch heiratet.
Meine Inhaltsangabe ist sehr kurz und nur sehr grob umrissen, da Brandewyne hier einen höchst umfassenden historischen Liebesroman zu Papier gebracht hat, der enorm viele Handlungsstränge aufbaut und über eine verhältnismässig langen Zeitraum spielt.
Die Geschichte beginnt 1470 als Isabelle gerade mal 5 Jahre alt ist und endet erst 20 Jahre später. Ich liebe es, wenn man die Heldin von Kindesbeinen an begleitet und sie so wirklich intensiv kennenlernt.
Auch gut gefallen hat mir, daß die Autorin nicht nur Wert auf die Liebesgeschichte legt, sondern auch die historischen und politischen Hintergründe der Rosenkriege - für einen Liebesroman - doch recht ausführlich beleuchtet. Leider hat sich die Autorin recht viel künstlerische Freiheiten herausgenommen, so daß für Leserinnen von historischen Romanen dieses Buch eher nichts ist, da die historischen Fakten doch sehr gedreht und gewendet werden. Allerdings trägt das Augenmerk auf die historischen Hintergründe sehr dazu bei, daß das Setting, Zeitkollorit und die Stimmung im Roman sehr plastisch und farbig umgesetzt wurde.
Der Roman stammt aus dem Jahr 1984 - also aus einer Zeit, in der der Liebesroman gerade erst mal in den Kinderschuhen steckte. Das merkt man dem Buch auch streckenweise ziemlich stark an. Der Held ist äußerst arrogant, selbstherrlich und dominant im Umgang mit der Heroine. Auch die seitenweisen Beschreibungen im Matrazen-Nahkampf wirken aus heutiger Sicht eher peinlich als anregend.
Dennoch hat es Rebecca Brandewyne verstanden, diese kleinen Schwächen durch eine wirklich gekonnte Schreibweise, eine packende und spannende Story und viel Liebe zum Detail auszumerzen. Die Seiten fliegen förmlich dahin, wenn man als Leserin die kleine Isabelle auf ihrem Weg zum großen Glück begleitet.
Noch eine Anmerkung: Wie oben schon gesagt, spielt der im 15. Jh. - also zu einer Zeit, als junge Mädchen bereits als Ehefrauen in Betracht kamen. Isabelle heiratet ihren Warrick mit 13 Jahren und Warrick ist bereits 25 Jahre alt - und ja - die Ehe wird auch vollzogen!! Diese Tatsache wirkt - auf mich zumindest - etwas befremdlich auch wenn sie wohl den damaligen Gegebenheiten entspricht. Dennoch möchte ich das in einem Liebesroman eher nicht lesen - es wirkt auf mich ein wenig Kinderpornografisch und anstössig. Deshalb habe ich auch 1 Stern behalten.
Denn der Roman ist wirklich gut und hat mehr Niveau als die üblichen Nackenbeisser
Wertung: 4 von 5 Punkten