Teil einer Serie
KlappentextAls Tochter eines Ägyptologen kümmert sich Lydia Boyce darum, die Finanzierung seiner Arbeit zu sichern. Als sie entdeckt, dass einige der Fundstücke ihres Vaters gefälscht sind, will sie der Sache auf den Grund gehen. Dabei begegnet ihr der attraktive James Durham, Viscount Sanburne, der sein eigenes Spiel zu treiben scheint. Gemeinsam versuchen sie, dem Fälscher auf die Spur zu kommen. Und obwohl James und Lydia gegensätzlicher nicht sein könnten, beginnen zwischen ihnen schon bald die Funken zu fliegen.
Quelle: LyxMeine Einschätzung"Rühr nicht an mein dunkles Herz" hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Das Problem ist nur, dass ich mir nun seit zwei Tagen darüber Gedanken mache, wie ich diesen Eindruck, der so schwer greifbar ist, in eine Rezension verpacken soll.
Okay, ich glaube ich werde die Sachen einfach mal von der anderen Seite aufrollen. Denn ich hatte mit dem Erzählstil des Buches, zumindest am Anfang echte Probleme. Immer wieder musste ich Sätze doppelt und dreifach lesen, um ihren zum Teil verschlungenen Sinn zu begreifen und fand einige sehr sehr deutsche Ausdrücke, die zwar absolut zeitgemäß und passend waren, aber doch so "exotisch" (für einen Roman auf der Feder einer nicht deutschen Autorin), dass ich über sie stolperte.
Der Plot - unspektakulär und schon tausend Mal gelesen. Adeliger, gelangweilter Dandy trifft auf steife alte Jungfer, findet Gefallen daran sie zu ärgern und muss erkennen, dass so viel mehr hinter ihrer Fassade steckt und verliebt sich in sie. In dieser oder ähnlicher Variante habe ich schon zig Romane gelesen.
So und nun vergesst ihr wieder alles was ich bisher geschrieben habe und versucht euch vorzustellen was für eine Offenbarung es für mich war, mit Meredith Durans "Rühr nicht an mein dunkles Herz" einen historischen Liebesroman in Händen zu halten, der gnadenlos ehrlich ist. Während in anderen Liebesromanen höchsten davon gemunkelt wird, dass der Held etwas "über die Stränge" schlägt oder in der Vergangenheit geschlagen hätte, wird in Meredith Durans Buch "Sex, Drugs, Rock n Roll" tatsächlich vom gelangweilten Helden gelebt - vor den Augen des Lesers.
Wie kommt aber nun ein solcher Held, mit einer steifen alten Jungfer zusammen? Nun in dem sich beide Charaktere als im Grunde ganz andere Persönlichkeiten herausstellen, die nur eine Fassade leben, um nicht von der Gesellschaft des tons, die nun mal das ist was sie kennen und leben, stehen zu müssen.
Und so waren es auch die Gegensätzlichkeiten, die das ganze Buch beherrschen und es für mich so unglaublich packend gemacht haben.
Spritzige, leichte und lockere Dialoge stehen Depression, Verzweiflung und einer düsteren Atmosphäre gegenüber, die steife Jungfer dem Dandy und die "Freiheit" einem Londoner Elendsviertel. usw.
Auch die Widersprüchlichkeit der Charaktere an sich und in ihrem Zusammenspiel als Paar fand ich sie absolut faszinierend beschrieben. Lydia und James haben mich gefesselt und lange beschäftigt. Sie haben Untiefen, Ecken und Kanten und waren für mich unberechenbar und überraschend - etwas, was bisher, vor allem mit dieser Intensität, nur wenige (Romanfiguren) geschafft haben.
Kurz gefasst: Ein Spiel der Gegensätze. Meredith Duran verwandelt einen simplen (und altbekannten) Plot, durch Gegensätzlichkeiten zu einer faszinierenden Geschichte. Absolut empfehlenswert!
Bewertung: 5 von 5 Punkte