Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon Lesefratz » 10.12.2012, 14:35

Anne Stuart- Zeit der Hingabe
Originaltitel: Breathless
Verlag: Cora
Band: Historical Special Band 46
Erscheinungsdatum: Dezember 2012
Genre: Historischer Liebesroman

Teil einer Serie: House of Rohan

Klappentext: (quelle cora verlag)

Lady Miranda Rohans Ruf ist zerstört, und so schmerzlich das ist, bedeutet es auch aufregende Freiheit! Hals über Kopf beginnt sie eine Affäre mit dem berüchtigten Lucien de Malheur. Nicht umsonst trägt der mysteriöse Adlige den Beinamen "Skorpion": Sein Kuss ist wie ein erotisches Gift, das Miranda willenlos vor Verlangen werden lässt … An Liebe kann sie bei diesem gefährlichen Verführer nicht glauben, als er ihr einen Antrag macht. Aber an Nächte, in denen er ihre kühnsten Wünsche erfüllt! Sie ahnt nicht: Ihr ruinierter Ruf, ihr Sündenfall und nun ihre Ehe sind Teil seines lang gehegten Racheplans …

Meine Zusammenfassung:

Lady Miranda Rohan ist eine recht lebens- und abenteuerlustige junge Frau, die es hasst, gesellschaftlichen Regeln unterworfen zu sein. Nur einmal möchte sie „aus der sprichwörtlichen Reihe“ tanzen und beschließt das Angebot eines Adeligen zu einem Rendezvous anzunehmen. Doch der kleine Ausflug entwickelt sich zu einem Fiasko für Miranda. Sie wird vergewaltigt und verliert, da sie sich strikt weigert, ihren Peiniger anschließend zu heiraten, in der Gesellschaft ihr gutes Ansehen. Von nun an ist sie eine Geächtete des „tons“ und hat nur noch ihre Familie und beste Freundin Jane, die tapfer zu ihr halten. Doch Miranda hat sich längst mit ihrer ausweglosen Lage arrangiert und bewohnt ein kleines Stadthaus inmitten von London. Eines Tages hat sie einen Unfall, wird aber in letzter Sekunde von Lucien de Malheur gerettet. Ausgerechnet in Lucien der als skrupellos und grausam gilt, findet sie eine verwandte Seele. Selbst Luciens äußere Versehrtheit schreckt sie nicht ab; im Gegenteil- sie verliebt sich Hals über Kopf in den intelligenten Mann deren Sinn für Ironie mit dem ihrigen konform geht.

Was Miranda jedoch nicht ahnt, ist, dass Lucien nicht rein zufällig ihren Weg kreuzte. Er hat ausgerechnet Miranda für seine Rache an der Familie Rohan auserkoren. Einst war Luciens Schwester Genevieve mit Mirandas Bruder Benedick verlobt, doch als dieser sich für eine andere entschied, beging die geistig umnachtete Genevieve Selbstmord.
Lucien plant nun Miranda auf sein einsames Landgut zu entführen, sie zu unterwerfen oder gar zu heiraten; alles ist ihm Recht, Hauptsache für ihn ist es, dass die Rohans von nun an ewig unter Lucien zu leiden haben. So gerne Miranda auch ablehnen würde- ihr sind die Hände gebunden. Weigert sie sich Lucien zu begleiten, wird er ihren Bruder Benedick zum Duell fordern. Da Lucien noch nie ein Duell verlor, willigt Miranda aus Liebe zu ihrem Bruder in Luciens Wunsch ein. Doch auf seinem Anwesen bietet sie ihm tapfer die Stirn. Sie ahnt jedoch nicht, was Lucien noch alles für sie geplant hat.
Währenddessen setzt Mirandas Freundin Jane alles auf eine Karte, in dem sie zusammen mit einem berüchtigten Räuber und Freund von Lucien versucht Miranda zu retten. Dabei kommen sich der Straßenräuber und Jane näher. Doch Jane ist bereits verlobt…

Meine Einschätzung:

Anne Stuart spaltet schon seit vielen Jahren die Leserschaft, denn sie hat ein Faible für Romanhelden, die abgründiger nicht sein könnten. Es sind richtige „Bad Boys“ und man sollte diese Art von Liebesromanhelden schon mögen, wenn man zu einem Roman der Autorin greift. Ich persönlich mag durchaus mal einen „tortured hero“ in Liebesromanen und finde zu weichgespülte männlichen Hauptfiguren dagegen zumeist eher langweilig, doch zu „bad“ sollte der Held dann doch nicht gestrickt sein; sprich es gibt gewisse Grenzen, die meiner Meinung nach selbst in einem Liebesroman nicht überschritten werden sollten und leider geschieht dieses mehrfach in „Zeit der Hingabe“.

Helden mit Rachegelüsten begegnet man durchaus recht oft in Historicals und dagegen ist an sich ja auch nichts einzuwenden. Doch wenn der Held sich noch nicht einmal zu schade dafür ist (aus welchen Gründen auch immer) einem Lebemann den Auftrag zu geben eine unschuldige junge Frau zu verführen oder gar zu vergewaltigen damit ihr Ruf geschädigt ist, nur um ihrer Familie zu schaden; oder wenn er später sogar so weit geht, sich dieser Frau aufzudrängen und plant sie einer satanischen Sekte für den Gruppensex als Lustobjekt darzubieten, ist mir das doch „too much“!

Der einzige Lichtblick war für mich die Heldin dieses Romans die (warum auch immer) Lucien bedingungslos liebt, sich von keiner seiner Bösartigkeiten abschrecken lässt und stattdessen einen einfallsreichen Weg findet, ihn zu besiegen. Allerdings schrammt auch Miranda oftmals knapp an der Grenze zur naiven, dummen Heldin die nur von ihrer Libido beherrscht wird, vorbei- oftmals sind die Übergänge von einem Extrem zu anderen dabei direkt fließend.

Die Ausgangssituation der Geschichte war sehr interessant, doch die Umsetzung des Ganzen hat mir dann leider überhaupt nicht gefallen. Man bekommt es durchweg mit einem Helden zu tun, der sich selbst gerne als düsterer unbarmherziger Rächer sieht und dabei völlig in seiner Rolle aufgeht, dies natürlich noch mit dunkler Kleidung unterstreicht und mir dabei eher vorkam wie ein kleiner verzogener Junge. Luciens Rächerrolle wurde meiner Meinung nach völlig überzogen dargestellt und wirkte unfreiwillig albern auf mich.

Nebenher erzählt die Autorin; ganz im Stile von Emma Wildes eine zweite Liebesgeschichte, zwischen Jane und Luciens Freund. Obwohl die beiden Nebenfiguren durchaus Potential hatten, konnte mich diese Liebesgeschichte leider auch nicht begeistern.

Und trotz der Tatsache, dass Lucien für meinen Geschmack sogar noch Catherine Coulters oder Brenda Joyces Historical Romance Helden „in Sachen Unsympath“ um Längen schlagen konnte, gelang es mir trotzdem nicht, den Roman vorzeitig zur Seite zu legen, was vor allem dem guten Schreibstil von Anne Stuart geschuldet war. Was mir am Ende dann aber richtig sauer aufstieß war die Tatsache, dass Lucien keine wirkliche Reue zeigt und Miranda viel zu schnell „einknickt“ und das, obwohl Lucien für das schlimmste Erlebnis in ihrem Leben verantwortlich war. Daher kann und will ich, trotz des guten Schreibstils nicht mehr als 1 Punkt vergeben.

Kurz gefasst: Ein Historical der die Leserschaft sicherlich spalten wird und der in mir eher Abscheu als Lesevergnügen hervorrief.

Meine Bewertung: 1 von 5 Punkten

:stern
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon Liluv » 10.12.2012, 20:56

Ich kann mich Deiner Meinung nur anschließen. Mir ging es beim Lesen ganz genauso. Ich bin ein großer Anne Stuart Fan und finde es eigentlich großartig, dass ihre bad boys wirklich 'bad' sind, aber das war zwei, drei Tacken zu viel. Ich konnte dem nix romantisches mehr abgewinnen und habe mir am Ende tatsächlich gewünscht, dass Miranda sich mit einem großen Befreiungsschlag (ruhig auch wörtlich mit ner Bratpfanne oder so) von ihm abwendet und nie wieder zurückblickt. Das ist mir bisher erst bei einem anderen Liro in diesem Ausmaß passiert.

Ich würde aus genau denselben Gründen auch nur 1/5 Punkten vergeben, obwohl der Schreibstil von Stuart mich jedes Mal wieder packt.
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon mallory » 10.12.2012, 21:07

Da bin ich ja froh dass ich der Versuchung und dem Klappentext nicht erlegen bin. Mein erster Gedanke war allerdings "Wie kann man seinen Prota (Held kann man ihn ja wohl nicht nennen :???: ) Malheur nennen?" Ups, mit der Charakterbezeichnung dieses Fieslings ist mir ein Malheur passiert oder wie? :roll:
Danke für die Warnung! Ein widerwärtiger, offensichtlich grausamer Held und eine naive, hormongesteuerte Heldin sind genau der Stoff, der für mich die Liro-Alpträume ausmacht. Mir hat sich schon beim Lesen der Rezi der Hals zugeschnürt, weil ich den Bösewicht nicht würgen kann.

Und habe ich das jetzt richtig verstanden? Die Schwester von Lucien hat sich in geistiger Umnachtung umgebracht? Hatte sie die schon bevor sie verlassen wurde oder erst danach?
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon Lesefratz » 13.12.2012, 16:25

@ Liluv:

Ja genauso wie Dir geht es mir auch. Der Schreibstil von Anne Stuart ist wirklich wieder gut und so konnte ich den Roman trotz allem auch nicht aus der Hand legen. Um so trauriger, dass sie dann für diese Story so einen abgrundtief abartigen Helden geschaffen hat. :twisted:
Es muß ja auch nicht gerade ein weichgespülter Held sein, der zu allem Ja und Amen sagt; oder ein Pseudo-Bad Boy", Lucien hier hätte ich aber wahrscheinlich, wenn ich an der Stelle der Heldin gewesen wäre mit der guten Gusseisernen niedergestreckt und ihm dann den Stinkefinger gezeigt. :mrgreen:

@ Mallory: Ja, sei froh, dass Du bislang einen Bogen um den Roman gemacht hast. ;) Trotz guter Schreibe kann man auf solche Liro-Helden gut verzichten.

Witzigerweise dachte ich genau das gleiche, als ich den Namen des Helden das erste Mal las. :mrgreen:

Na ja, die Halbschwester unseres Helden war schon immer ein wenig strange, genau wie seine liebe Stiefmutter, die ihn als er noch ein Kind war, zu seinen schlimmen Narben verholfen hat.
Um so seltsamer fand ich daher Luciens Rachepläne, da er doch ganz genau wußte, dass seine Schwester ebenfalls geistig umnachtet und ihr Selbstmord, nachdem sich der Bruder unserer Heldin für eine andere entschied, eine völlig überzogene Reaktion war. Wahrscheinlich ist Anne Stuart nichts Besseres als Aufhänger für eine Rachestory eingefallen... ;) :roll:
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon Fuzja » 13.12.2012, 18:40

Schade, der Klappentext hat sich eigentlich richtig gut angehört. :grübel
Liebe Grüße
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon mallory » 14.12.2012, 21:20

Lesefratz hat geschrieben:Um so seltsamer fand ich daher Luciens Rachepläne, da er doch ganz genau wußte, dass seine Schwester ebenfalls geistig umnachtet und ihr Selbstmord, nachdem sich der Bruder unserer Heldin für eine andere entschied, eine völlig überzogene Reaktion war. Wahrscheinlich ist Anne Stuart nichts Besseres als Aufhänger für eine Rachestory eingefallen... ;) :roll:


Vielleicht liegt es auch daran dass der Held auch nicht alle Latten am Zaun hat? ;)
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon Ellynyn » 14.12.2012, 22:00

mallory hat geschrieben:
Lesefratz hat geschrieben:Um so seltsamer fand ich daher Luciens Rachepläne, da er doch ganz genau wußte, dass seine Schwester ebenfalls geistig umnachtet und ihr Selbstmord, nachdem sich der Bruder unserer Heldin für eine andere entschied, eine völlig überzogene Reaktion war. Wahrscheinlich ist Anne Stuart nichts Besseres als Aufhänger für eine Rachestory eingefallen... ;) :roll:


Vielleicht liegt es auch daran dass der Held auch nicht alle Latten am Zaun hat? ;)


Ohja, er ist wirklich nicht grad der hellste Stern. Ich bin jetzt bei der Hälfte. :???:
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Re: Anne Stuart- Zeit der Hingabe

Beitragvon Lesefratz » 15.12.2012, 16:29

@ mallory. Definitiv, allerdings kann der Wahnsinn in seinem Falle nicht vererblich gewesen sein, oder aber auch sein lieber Vater und nicht nur die böse Stiefmutti nebst irrem Halbschwesterlein hatten einen Lattenknaller! :mrgreen:
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