Eva Ibbotson - Die Morgengabe

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Eva Ibbotson - Die Morgengabe

Beitragvon mallory » 02.11.2016, 22:52



Klappentext: London am Ende der dreißiger Jahre. Aus Deutschland und Österreich strömen Emigranten in die Stadt und Schicksale werden wild durcheinandergewirbelt: Der Heldentenor schlägt sich als Butler durch, der Dichter als Kaffeehauskellner, die Kunststudentin als Kammerzofe. In dieser verrückten Welt rettet der englische Professor Quinton Somerville das Leben der Wiener Studentin Ruth Berger - und zwar durch eine Passehe,, die so schnell wie möglich wieder gelöst werden soll. Aber die Liebe geht ihre eigenen Wege...

Meine Meinung: Sieben Jahre stand dieses Buch nun völlig zu Unrecht vergessen in meinem ZUB, bis es mir durch ein Buchspiel wieder in die Hände fiel. Da der zweite Weltkrieg nicht meine bevorzugte Roman-Epoche ist war ich zuerst skeptisch, auch weil es sich bei der Autorin um eine Österreicherin handelt und keine Engländerin oder Amerikanerin. Dies merkt man auch am Schreibstil, der Roman ist zwar wunderbar geschrieben, aber er hat nicht dieses Schwülstige, das englischsprachige Autorinnen von Liebesromanen oft haben.
Da die Autorin 1933 selbst von Wien nach England emigrierte und dort als Naturwissenschaftlerin arbeitete merkt man deutlich, dass sie weiß von was sie schreibt. Es gelingt ihr hervorragend, die Leichtigkeit des Seins im Vorkriegs-Wien zu beschreiben und dieses den Mühen und Entbehrungen entgegenzustellen die die geflohenen Menschen in London erwarten. Der Roman ist in erster Linie ein Gesellschaftsportrait und die Autorin schafft es wunderbar, dass einem die Protagonisten ans Herz wachsen, man fühlt, leidet und liebt mit ihnen. Auch die Szenen an der Universität, an der Ruth schließlich aufgenommen wird, zeugen davon dass die Autorin Ahnung hat von dem was sie schreibt. Die Liebesgeschichte ist sehr zart, lange Zeit sind die lebensbejahende, manchmal etwas weltfremde 20jährige Ruth und der zehn Jahre ältere britisch zurückhaltende Quinton eher Freunde, obwohl es für die Anullierung der Ehe eigentlich wichtig wäre keinen Kontakt zu haben. Ruth liebt ihren Jugendfreund Heini, einen jungen Pianisten, der glaubt die Welt drehe sich nur um ihn und für ihn und sie glaubt lange Zeit, ihn zu heiraten und nur für ihn da zu sein sei ihr einziges Lebensglück. Es ist ein langer Weg bis Quinton und Ruth endlich begreifen dass sie füreinander geschaffen sind und es ist ein Weg der Irrungen und Wirrungen, der mehr als ein Drama bereit hält.
Wunderbar geschrieben, mit liebenswerten Personen und Szenen, die mir gegen Ende sogar die Tränen in die Augen trieben, dazwischen mit feinem Humor, hat mir das Buch sehr schöne Lesestunden beschert und ich freue mich, dass ich von der Autorin noch ein Buch im ZUB habe.

Fazit: Eva Ibbotson ist für mich eine absolute Überraschung, ich hatte von dem Buch nicht wirklich viel erwartet und habe doch so überraschend viel bekommen!

Meine Wertung:

5 von 5 :lesen

:stern
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
Else Pannek (1932-2010)
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Re: Eva Ibbotson - Die Morgengabe

Beitragvon Lirofan » 03.11.2016, 10:52

Eva Ibbotson lese ich sehr gern.
Aufmerksam wurde ich auf sie durch ihre Jugendbücher. Die sind auch wunderbar.
Besonders "Wenn Hexen hexen". Erscheint auch als "Das Geheimnis der 7. Hexe"

Rettet die Erde! Sie ist der einzige Planet mit Schokolade! Bild
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