Jennie Tremaine - Ginny

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Jennie Tremaine - Ginny

Beitragvon mallory » 11.01.2008, 20:16

Ginny. Roman.
Jennie Tremaine
Heyne 1993 Broschiert 191 Seiten


Klappentext: Ginny hat nicht nur einen prächtigen englischen Landsitz geerbt, sondern auch noch ein Quartett höchst verbitterter Verwandter, die leer ausgegangen sind und nun keine Mühe scheuen, Ginny das Leben schwer zu machen. Aber die Tochter eines einfachen Kohlenhändlers weiß sich zu wehren. Schon bald wird Lord de Fremney auf den natürlichen Charme seiner Nachbarin aufmerksam.
Ginny muss all ihre weiblichen Reize ausspielen, um eine Rivalin aus dem Felde zu schlagen. Quelle: Heyne

Meine Meinung: Ganz so einfach, wie es der Klappentext darstellt ist die Sache nicht. Die Geschichte spielt, so wie ich das sehe, Anfang des 20. Jahrhunderts. Automobile sind auf jeden Fall schon unterwegs. Der Lord steht auf emanzipierte, moderne Frauen, Frauen, die eher Kumpel als Weib sind und verabscheut in seiner abgeklärten Art alles weibliche. Sex hatte er seit vier Jahren keinen mehr, weil er diesen primitiven Trieben abgeschworen hat und sich einbildet, eine Beziehung auf rein "vergeistigter", intellektueller Ebene sei viel befriedigender. Er glaubt an die Gleichheit von Mann und Frau und dass eine Frau unbedingt auch einen Beruf ausüben müsse. Glaubt er zumindest ;)
Dann taucht Ginny auf: die Gestalt eines Püppchens, mit langen blonden Haaren und großen blauen Augen, die unglücklicherweise besagte "primitive Triebe" in ihm anspricht und ihn dadurch extrem verwirrt.
Die vier Nichten und Neffen des Verstorbenen sind ein herrlich gehässiges, bösartiges Quartett und der festen Überzeugung, auf Ginny - die aus der unteren Gesellschaftsklasse kommt - herabsehen zu können, da sie ja vermutlich nicht mal wissen wird, wie man wann welches Besteck zu benutzen hat.

Ich habe mich köstlich amüsiert, wie Ginny mit scheinbar entwaffnender Naivität alle Pläne der vier zunichte macht, sie zu verheiraten, zu kompromittieren oder auch nur zu vertreiben. Mit nichtssagendem Gesichtsausdruck und unschuldigem Blick treibt Ginny ihr snobistisches, egozentrisches Umfeld in den Wahnsinn und nur hin und wieder merkt man, dass sie eben nicht so naiv und unschuldig ist, sonders es faustdick hinter den Ohren hat und genau weiß, was sie tut.

Bis sie die mörderische Verwandtschaft losgeworden ist, die höhere Gesellschaft für sich eingenommen hat, die Rivalin an einen anderen verkuppelt und dem Helden seinen Snobismus und Sexismus - den er natürlich niiiie zugeben würde, er doch nicht - ausgetrieben hat, ist das Buch sehr kurzweilig, amüsant und gegen Ende sogar noch richtig spannend.

Meine Wertung: ein klein wenig Punktabzug gibt es für die manchmal doch sehr einfache Sprache und die häufigen Fehler in der Schriftsetzung.

4,5 von 5 :lesen

:stern
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
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