Der Mord am Hanover Square / Cora Historical - der historische Krimi Band 245
Ashley Gardner
Cora 2008 Taschenbuch 254 Seiten
Inhalt:
Captain Gabriel Lacey, ehemaliger Offizier der britischen Armee, rettet per Zufall dem Vater der verschwundenen Miss Jane Thornton das Leben. Angeekelt von der reichen adligen Gesellschaft will er den verzweifelten Eltern helfen. Bevor er den eigentlichen Übeltäter nochmals zur Rede stellen kann, wird dieser grausam ermordet aufgefunden. Lacey gibt sich damit nicht zufrieden. Er will die gesamte Schandtat, die mit dem Verschwinden einiger jungen Frauen zu tun hat, aufdecken. Letzendlich muss er sich einem Mann stellen, der als Pate die „Unterwelt“ Londons regiert. Ein eiskalter Mann, der anscheinend vor keinem Verbrechen zurückschreckt.
Quelle: Cora
Meine Meinung:
Wer einen „Liebeskrimi“ mit dem typischen Happy End (liegt wohl auch daran, dass es sich hierbei um eine Serie handelt) erwartet, der wird hier leider enttäuscht. Dafür wird er mit einem unglaublich interessanten, spannenden Kriminalfall und mit einem Einblick in das Leben des Captain Gabriel Lacey konfrontiert. Der historische Krimi wird in der Ich-Perspektive erzählt. Dies ermöglicht einen direkten Blick auf das Leben des Captains und einem schnelleren „Hineinfinden“ in die Kriminalgeschichte. Im Grunde ist Gabriel ein gebrochener Mann, dessen Lebensinhalt nur aus einem besteht: der Ehre. Sein Ehrgefühl, seine unkontrollierten Zornesausbrüche, seine Ehrlichkeit haben zu einem verarmten, aussichtslosen Leben in London geführt. Er ist nicht nur körperlich verletzt, sondern auch seelisch. Manchmal verweilt er in einem Status der puren Melancholie. Wohl ein Ergebnis seiner Erfahrungen, die er im Krieg gegen Napoleon gesammelt hat. Desöfteren wird dies in der Geschichte ausdrucksstark vermittelt. Dabei spürt man die Traurigkeit und den Zorn des Helden. Aber auch im privaten Bereich erscheint Gabriel’s Leben grau und trist. Seine ehemalige Geliebte Janet, die ihn vor Jahren verlassen hat, taucht wieder auf und scheint ihm neue Hoffnungen zu geben. Nancy, ein Straßenmädchen, flirtet mit dem Captain, verzweifelt daran. SPOILER In der Geschichte ist es Nancy, die von Gabriel erfährt, warum er von ihr nichts wissen will. Es liegt nämlich daran, dass er in sehr jungen Jahren geheiratet und ein Töchterchen bekommen hat. Aber da seine Frau kein Verständnis für diese Soldatenleben hatte, verließ sie ihn mitsamt seinem Kind, das nun dasselbe Alter wie Nancy hätte. SPOILER Ende.
Protegiert wird der Held von dem reichen, populären, überall angesehenen Lord Granville, der quasi das Sagen in der Gesellschaft hat. Dieser hat sich mit Gabriel angefreundet, um seinem eigenen Dasein die Langeweile zu nehmen. Er schätzt Gabriels Ehrlichkeit und Ehrgefühl, lässt sich von ihm zum Guten anspornen. Anfangs empfand ich Granville ziemlich unsympathisch, das liegt wohl daran, dass auch Gabriel desöfteren seine Unmut gegenüber seinem sogenannten Freund erkennen lässt. Zur Seite steht Granville auch Louise, die Ehefrau seines ehemaligen Freundes, für den Lacey nur noch tiefen Hass empfindet. Immer wieder bemüht sich Louise Gabriel dazuzubewegen ihrem Mann zu verzeihen. Sie ist es auch, die dem Captain immer wieder Trost und Beistand gibt.
Letztendlich ist nur noch ein weiterer interessanter, düsterer Charakter zu erwähnen: Mr. Denis, der „Herrscher der Unterwelt Londons“, der erkennen muss das es jemanden gibt, der keine Angst vor ihm hat.
Nachdem ich den Roman gelesen hatte, verbrachte ich noch einige Zeit mit meinen Gedanken bei dieser mitreißenden Kriminalgeschichte, die aber auch einen entsprechenden Umfang dem Leben seines Helden widmet. Captain Gabriel Lancey ist eine charismatische, tragische Hauptfigur dieser Geschichte, die im Gegensatz zu den Nebenfiguren hervorsticht (vor allem auch durch die Ich-Perspektive), aber diese auch nicht untergräbt. Im Gegenteil man möchte noch mehr über diese interessanten Charaktere erfahren. Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Serie.
Übrigens es gibt eine Liebesszene, die auf detailliertere Beschreibungen verzichtet.
Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten