The Darkness Under the Water
Beth Kanell
Candlewick Books 2008-11-11 Gebundene Ausgabe 320 Seiten
Inhalt:
Vermont, 1930
Molly Ballou ist Abenaki, bzw. eine Französisch-Kanadierin, wie es im Vermont der 30er Jahre heißt. Dies war für ihr bisheriges Leben irrelevant, da in ihrer Familie bis auf ihre Großmutter niemand mehr nach den alten Gesetzen lebt. Doch jetzt gibt es vom Staat Vermont aus ein Euthanasie-Programm, mit dessen Hilfe „echte“ Vermonter gezüchtet werden sollen – und das schließt Indianer wie Molly oder katholische Iren wie Mollys beste Freundin Katie aus. Langsam nähert sich die Bedrohung immer mehr ihrem Dorf und es wird immer wichtiger sich anzupassen. Auch in ihrer Umgebung spiegelt sich der Verlust der alten Wege wieder: Der Fluss, der ihr Leben so sehr beeinflusst hat, und in dem ihre ältere Schwester als Kind ertrunken ist, wird zu einem Stausee umgewandelt, was für ihre Familie den Verlust ihres Hauses bedeutet, ihre Schwester erscheint ihr immer öfter als Geist und ihre Mutter ist wieder schwanger. In dieser unruhigen Zeit findet Molly ausgerechnet an den so lange verleugneten Wurzeln Halt. Immer öfter trifft sie sich mit dem jungen Abenaki Henry, der ihr vieles über den Wald, das Körbeflechten und die Abenaki beibringt …
Meine Meinung:
Das Buch behandelt so viele Themen, dass das Hauptproblem, nämlich die Euthanasie, nur angeschnitten wird. Auch die anderen Themen bleiben oft an der Oberfläche. Wirklich eindringlich fand ich lediglich das Alltagsleben von Molly: wie sie ihrer Mutter im Haushalt hilft, wie anstrengend sie das Wäschewaschen findet (ihre Mutter arbeitet als Waschfrau), wie sie ihren Vater vermisst, der im Wald arbeitet und oft Monate nicht nach Hause kommt, wie sie den Streitereien zwischen ihrer Mutter und Großmutter zuhört. Dabei entsteht eine ziemlich düstere Welt voller Armut, Entbehrungen und Angst. Dieses Gefühl wird noch unterstrichen durch die Anwesenheit von Gratias Geist, Mollys verstorbener Schwester. Zum Sinnbild für diese Düsternis wird der Long River, dunkel, geheimnisvoll und gefährlich, der dennoch auf Molly eine geheimnisvolle Anziehungskraft ausübt. Die ungewisse Zukunft, Geldsorgen – dieses Buch eignet sich sicherlich nicht zum Eintauchen in eine romantische Indianerwelt.
Eine Auszeit von all dieser Dunkelheit bekommt man, sobald Henry auftaucht. Mit seiner Ruhe bringt er auch die aufgewühlte Molly immer wieder zur Besinnung.
Gestört hat mich doch sehr Mollys extremer Pessimismus. Alles ist schlecht, dabei versucht ihre Lehrerin ihr Zukunftschancen zu geben und auch ihrer besten Freundin gelingt es trotz ähnlicher Probleme optimistisch zu sein. Ich habe sicherlich nichts gegen eine realistische Einstellung und Naivität ist ein Charakterzug, der mich in Romanfiguren sehr stört, aber Mollys negative Weltsicht hat das ganze Buch wie einen roten Faden durchzogen.
Und leider kam auch nicht wirklich viel von Henry vor. Gut, ich gebe es zu: Henry ist weise, gut aussehend, verständnisvoll und hat hohe Wangenknochen, quasi der Prototyp (und Stereotyp) eines Indianers, aber ich mochte ihn trotzdem – vor allem seine Wirkung auf die jammernde Molly
Normalerweise würde ich einen Punkt weniger geben, aber da mich das Buch nachhaltig beschäftigt, bekommt es einen Bonuspunkt von mir.
Meine Bewertung: 8 von 10