Klappentextsiehe AmazonAnkes BewertungUngefähr das erste Drittel des Hörbuches, habe ich die Geschichte, die szenenweise, jeweils aus der Sicht des Ex-Tänzers und Schauspieler Billy und der 10-jährigen Grace erzählt wird, sehr begeistert verfolgt und das Hörbuch voller Spannung auf das kommende, in mich eingesogen. Ich habe mich köstlich über die amüsanten Szenen, die ihren Hintergrund in Billys psychischer Erkrankung haben, ihn dabei jedoch nicht lächerlich machen, sondern damit eher liebevoll auf seine Probleme eingehen, und vom Fleck weg mein Leserherz an die mitunter so herrlich altkluge und durch die Sucht ihrer Mutter, viel zu früh erwachsen gewordene Grace verloren.
Doch ungefähr in der Mitte des Hörbuches konnte ich bemerken, wie meiner Hörlaune ein wenig die Luft ausging und ich mich gar nicht mehr engagiert mit der Geschichte befassen wollte. Dabei bin ich mir nicht sicher, woran es denn nun genau lag. Denn ich möchte behaupten, dass die Geschichte konsequent ihrem Erzählstil folgt und sich nachvollziehbar entwickelt – was ja grundsätzlich gut ist und mich als Hörer eigentlich bei Laune halten sollte.
Und doch scheint mir das Ganze nicht so zugesagt zu haben, um mein Interesse hinreichend zu wecken. Vermutlich ist es so, dass zwar der Verlauf der Geschichte und damit auch das Ende, für einen Roman vielleicht Sinn machen, mir persönlich jedoch überhaupt nicht zugesagt haben.
Nun könnte man natürlich einfach sagen, dass ich wohl besser bei klassischen Liebesroman-Happy End Büchern bleiben und real-angelegte Geschichten meiden sollte. Aber tatsächlich zog sich für meinen Geschmack der Mittelteil doch etwas sehr und kam einfach weniger vom Fleck weg, als die liebevolle, umsichtige und ausführliche erzählte Einführung in die Geschichte. Zudem kam das Ende auch viel zu überraschend und wurde auch viel zu kurz abgehandelt; aber das nur am Rande erwähnt.
Nichtsdestotrotz ist Catherine Ryan Hydes „Ich bleibe hier“ eine unterhaltsame Geschichte, die amüsiert und hier und da auch zum Nachdenken anregt. Besonders gut gefallen haben mir dabei die Charaktere der Geschichte. Ich fand, dass die Autorin wirklich viel Geschick darin zeigt ihre Figuren darzustellen. Vielleicht lag es daran, dass sie ihnen ihre Geheimnisse lässt und dem Leser gerade nur so viel erzählt, wie er zum Verständnis der Geschichte benötigt. Ich habe schon hier und da „er“lesen müssen, dass das auch schon mal ziemlich schief gehen kann, aber Catherine Ryan Hyde beherrscht diese Art der Erzählung perfekt.
Ich habe Elke Schützhold bereits als Sprecherin von Sabrina Jeffries „Des Herzogs größter Begehr“ kennen und lieben gelernt. Aber die Sprecherin ist nicht nur historischen Liebesromanen gewachsen, sondern hat mir auch in „Ich bleibe hier“ mit ihrem Vortrag wirklich gut gefallen. Sie zeichnet, meiner Meinung nach, eine sehr angenehme Stimmlage und eine an den richtigen Stellen zurückhaltende Betonung aus und hat für mich ein entspanntes und ruhig fließendes Hörvergnügen bedeutet.
Kurz gefasst: Ein unterhaltsames Hörbuch, mit sympathischen Figuren, einer anrührenden Geschichte und einen „zum Nachdenken-Bonus“. Auch wenn sich meiner Meinung nach der Mittelteil etwas zu sehr in die Länge zieht und das Ende nicht ganz so „rosarot“, wie ich es mir mitunter gerne wünsche, doch eine Hörempfehlung von mir; zumal, man den sympathischen Billy einfach mal kennen lernen muss.4 von 5 Punkten