Meredith Duran- Das Leuchten des Safranmondes

LIROS, die in der Zeit des Rokoko und Biedermeier in England spielen

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Meredith Duran- Das Leuchten des Safranmondes

Beitragvon Lesefratz » 18.07.2010, 15:48

Meredith Duran- Das Leuchten des Safransmondes
Verlag: Weltbild/gebundene Ausgabe
Originaltitel: The Duke of Shadows
Erscheinungsdatum: 07/10
Genre: historischer Liebesroman


Klappentext: (quelle:weltbild)
In den Wirren des indischen Sepoy- Aufstands von 1857 erlebt die junge Emmaline nicht nur entsetzliche Gräuel sondern auch den Verlust ihrer großen Liebe. Verstört und verbittert kehrt sie auf abenteuerlichen Wegen nach England zurück. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie wieder ein, und das Grauen kehrt zurück. Dabei winken ihr Liebe und Glück- aber haben sie noch eine Chance?

Meine Zusammenfassung:
Emmaline reist zusammen mit ihren Eltern nach Indien, wo sie Marcus Lindley, den Mann, dem sich praktisch schon von Kindesbeinen an versprochen ist, heiraten soll. Doch das Schiff sinkt und alle Passagiere, bis auf Emma(line) ertrinken. Sie dagegen wird gerettet, doch die Freude ihres Bräutigams hält sich in Grenzen, als er ihr in Indien endlich gegenübersteht. Er unterstellt ihr selbstgerecht, sie hätte ihre Tugend sicherlich schon an ihre Retter verschenkt und hält nur aus dem Grunde ihre Verlobung aufrecht, da er Emmalines Erbe benötigt. Auch die britische Gesellschaft, die sich in Indien aufhält, beäugt die junge Frau recht missbilligend. Eines Tages, auf einem Ball, begegnet Emmaline einem rätselhaften, gutaussehenden Mann, der ihr zwar als englischer Aristokrat begegnet, aber genau wie sie als Außenseiter der guten Gesellschaft gilt. Julian, der Herzog von Auburn ist nur zur Hälfte Engländer, denn seine Mutter war eine Inderin. Besonders herablassend wird Julian von seinem Cousin, der zugleich Emmalines Bräutigam ist, behandelt. In Marcus schwelt reiner Hass, da er Julian um dessen Titel beneidet. Emmaline dagegen ist fasziniert von Julian und auch ihm geht es nicht anders. Dagegen hat Julian eigentlich ganz andere Sorgen- er versucht verzweifelt sich bei den englischen "Besatzern" Gehör zu verschaffen und sie eindringlich vor einem bevorstehenden Aufstand der Einheimischen zu warnen. Doch seine Warnung wird überheblich in den Wind geschlagen und so tritt Julians Vorhersage eines Tages wirklich ein.
Währenddessen hat sich Emmalines Beziehung zu ihrem Verlobten immer mehr abgekühlt und sie spürt ganz deutlich, dass sie diesen grausamen Mann nicht heiraten kann. Kurz nachdem sie ihn abweist, erreichen die indischen Wiederstandskämpfer ihr neues Heim und sie muss fliehen.
Auf ihrer Flucht trifft sie erneut auf Julian, der ihr Leben rettet und sie in Sicherheit bringt. Beide verlieben sich ineinander, doch dann muss Julian sie für kurze Zeit zurücklassen, um wichtige familiäre Dinge zu klären. Sein Versprechen, Emmaline auf jeden Fall zu holen, erweist sich aus Emmalines Sicht als sehr trügerisch, denn kaum ist Julian abgereist, erreichen die Sepoys ihre sicher geglaubte Zufluchtsstätte und sie muss abermals fliehen. Obwohl sie lange Zeit in Indien ausharrt, hört und sieht sie nichts mehr von Julian und reist eines Tages, seelisch gebrochen durch die vielen mitangesehenen Gräueltaten und ohne Perspektive zurück nach England, wo sie Jahre später, als es ihr endlich wieder etwas besser geht und ihre gemalten Bilder für Furore sorgen, plötzlich Julian gegenübersteht, der mittlerweile verlobt ist...

Meine Einschätzung:
Ich muss zugeben, dass ich zunächst mehrmals an dem Buchstapel vorbeigelaufen bin, auf dem Meredith Durans erste deutsche Übersetzung lag. Der Grund dafür war einfach, dass man aufgrund der Coverwahl und auch des Romantitels keinen historischen Liebesroman dahinter vermuten würde. Was für ein Glück, dass ich beim Lesen des Autorennamens dann stutzig geworden bin, da von besagter Autorin im Original mittlerweile schon einige Romances in den USA erschienen sind!
Nach einigen sehr mittelmäßigen historischen Liebesromanen in letzter Zeit und dagegen sehr wenigen richtig guten Büchern dieses von mir so sehr geliebten Genres, hat Weltbild mit Meredith Duran wieder einen Volltreffer gelandet. "Das Leuchten des Safranmondes" ist ein Leckerbissen für all diejenigen Leser, die Dark Romances lieben. Dieser Roman ist Durans Debüt- man mag es kaum glauben, denn es gibt daran kaum etwas auszusetzen und der Schreibstil ist bereits sehr professionell und gut.
Sehr bildhaft und realistisch beschreibt Duran die Landschaft Indiens, aber auch die Probleme und Konflikte, die sich einst durch die englischen Besatzer ergaben. Inmitten der Kriegswirren befindet sich das Heldenpaar- Emmaline, eine junge, intelligente und aufgeschlossene Frau, die es insgeheim hasst sich gesellschaftlichen Konventionen zu beugen und Julian, der geheimnisvolle, exotisch aussehende Aristokrat, der durch seine Abstammung hin und hergerissen ist, als es zum Aufstand in Indien kommt.
Die Charakterisierung von Emmaline ist der Autorin sehr gut gelungen. Man kann sehr gut verstehen, warum sie an den Erlebnissen in Indien seelisch fast zerbricht und wie aus einer neugierigen, lebenslustigen Frau langsam eine stille, in sich gekehrte Person wird. Die Autorin spart nicht an detaillierten Beschreibungen diverser Gräueltaten ausgeführt durch beide Seiten- Engländer als auch indische Aufständische. Diese manchmal recht ausführlichen Schilderungen sind nichts für zartbesaitete Leser, aber unbedingt nötig, um Emmalines spätere Pein im ganzem Maße nachvollziehen zu können.
Allerdings fand ich schon, das Meredith Duran ihrer weiblichen Romanfigur im Laufe des Romans einfach zu viel zumutet, als dass es noch glaubhaft gewesen wäre. Während die weibliche Romanheldin sehr gut beschrieben wird, bleiben Julians Beweggründe und seine Gedankenwelt ein wenig im Dunkeln, was ich sehr schade fand, da Julian ein wunderbarer Liebesromancharakter ist und ich gerne noch ein wenig mehr über ihn und seine Zerrissenheit in Bezug auf seine Herkunft erfahren hätte. Die Liebeszenen sind romantisch, wobei der eigentliche Liebesakt nicht beschrieben wird.
Leider gibt es einiges an der deutschen Übersetzung auszusetzen. Manche Stellen sind einfach zu umgangssprachlich, zu modern oder einfach holprig übersetzt, Rechtschreibfehler finden sich ebenfalls und die Vorstellung, dass der Held am Busen und an anderen Körperstellen der Heldin lutscht wie an einem Bonbon, fand ich nicht wirklich geschickt ausgedrückt. (Seite 131) Für eine gebundene Ausgabe erwarte ich aus lektorischer Sicht ein wenig mehr!
Das ist natürlich nicht der wirklich tollen, atmosphärisch dichten Story und dem überzeugenden Schreibstil anzulasten, der mich stark an Lisa Kleypas Art und Weise Geschichten zu erzählen, erinnerte.
Manche Leser in den USA bemängelten, dass Emmaline es dem Helden ein wenig zu schwer macht- das konnte ich dagegen gar nicht nachvollziehen, denn in Emmalines Lage hätte ich mich trotz der Beteuerungen von Julian, auch nicht sofort wieder auf ihn einlassen können. Ihr seelischer Heilprozess war zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht abgeschlossen. Neugierig macht auf jeden Fall auch schon die Geschichte zwischen einem Freund Julians, Lord Lockwood und seiner Frau Anna Wint-Devaliant die in diesem Roman schon angerissen und hoffentlich in einem eigenständigen Buch erzählt wird.
Fazit: eine wunderbare Dark Historical Romance vor exotischer Kulisse!

Meine Bewertung:
:augen :augen :augen :augen :augen von 5 Punkten

:stern
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Beitragvon mallory » 18.07.2010, 16:55

Oooh, das ist was für mich, solche Romane liebe ich! Aber verrat mir doch bitte, ob bei den ganzen Gräueln die Emmaline erlebt auch eine Vergewaltigung an ihr dabei ist (gerne auch per PN). Ich weiß nicht, ob ich das lesen möchte.
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
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