Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

LIROS, die in der Zeit des Rokoko und Biedermeier in England spielen

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Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon Lesefratz » 25.02.2011, 12:18

Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch
Verlag: CORA/Historical Special Band 39
Originaltitel: Your Scandalous Ways
Erscheinungsdatum: 02/2011
Genre: historischer Liebesroman

Klappentext: (quelle:cora)

Die Zeit: 1820. Der Ort: Venedig mit seinen dunklen Kanälen und geheimnisvollen Palazzi. Die Handlung: Höchst kompromittierende Briefe belasten eine hochgestellte Persönlichkeit. Heimlich gestohlen hat diese Briefe: Francesca Bonnard, die glanzvolle Königin der Kurtisanen. Und ein gewisser James Cordier, Meisterspion im Dienst der Krone, soll ihr selbige wieder diskret entwenden. Eigentlich kein Problem für den charmant-gerissenen Aristokraten. Wäre die Dame nicht überaus eigensinnig – und verführerisch. Und wäre da nicht dieses aufreizende Gefühl, just der ersten Frau begegnet zu sein, die zu erobern ihn mehr als alles andere befriedigen würde …

Meine Zusammenfassung:

Einst war Francesca Bonnard die Frau eines englischen Adligen, genoss es rauschende Feste zu geben und liebte ihren Mann abgöttisch. Doch dann stellte sie eines Tages fest, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde- sie diente lediglich als Mittel zum Zweck für ihren Mann- durch Francesca wollte er hochrangige Mitglieder der englischen Gesellschaft kennen lernen, die seiner politische Karriere förderlich sein würden. Als seine Frau dann aus Verzweifelung damit begann eine Affäre zu haben, sorgte er dafür, dass sie vom ton ausgeschlossen wurde und ließ sich von ihr scheiden.
Francesca kehrte England verbittert den Rücken zu- im Handgepäck führt sie belastende Briefe mit sich, die ihren Mann des Verrats an der britischen Regierung überführen würden. Und genau diese Briefe sind es, die ihrem Ehemann auch fünf Jahre nach der Scheidung Kopfschmerzen bereiten, denn Francesca hat sich mittlerweile zu einer der beliebtesten und einflussreichsten Kurtisanen gemausert und ihr Wort, in die richtigen Ohren gestreut, gilt durchaus wieder als glaubwürdig.
Deshalb beauftragt er eine skrupellose Diebin und Mörderin damit, ihm diese Briefe zu beschaffen und Francesca aus dem Weg zu räumen.
Doch er hat seine Rechnung ohne den gewieften Agenten der britischen Krone, James Cordier gemacht, der ebenfalls darauf angesetzt wurde, die belastenden Briefe an sich zu bringen. Das der Ladykiller in Francesca jedoch seiner Meisterin finden könnte, ahnt er nicht…

Meine Einschätzung:

Verführung auf Venezianisch ist bereits der zweite Teil der Trilogie über gefallene Frauen der Gesellschaft und die große Frage war für mich, ob Loretta Chase, das hohe Niveau, dass sie mit dem herausragenden Vorgängerband vorgelegt hat, auch hier aufrechterhalten kann.
Leider muss ich sagen, dass es ihr leider meiner Meinung nach diesmal nicht gelungen ist. Zwar kommt es auch in diesem Roman zwischen dem Heldenpaar zu einigen sehr amüsant/ironischen Bemerkungen die mich schmunzeln ließen, doch abgesehen davon habe ich die restlichen Zutaten die einen Loretta Chase Roman sonst ausmachen und aus der Masse an Liebesromanlektüre hervorstechen lassen, vermisst.
Die Ausgangssituation ist durchaus interessant und erfrischend anders- schließlich ist die Heldin diesmal keine schüchterne Jungfrau, sondern eine eigentlich abgeklärte Kurtisane, die sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewusst ist und becirct den Helden, der bislang jede Frau in sein Bett bekommen hat, dermaßen, dass er plötzlich wie ein verliebter Jüngling agiert, was für einige nette Lesemomente sorgt.

Doch ein wichtiger Punkt wurde in Verführung auf Venezianisch völlig vernachlässigt und zwar eine tiefgründige Charakterisierung der Hauptfiguren. Man erfährt zwar dass Francesca eigentlich nur eine Kurtisane wider Willen geworden ist, weil sie sich nur so an ihrem geschiedenen Mann rächen kann und es mittlerweile liebt mit einflussreichen Männern zu spielen, doch ihre Gedankengänge werden nicht näher beleuchtet, was bei mir dazu führte, dass ich keinen richtigen Zugang zu ihrer Person fand und sie mir daher auch nicht ans Herz wachsen konnte.

Auch auf den Helden des Romans trifft das zu- ein Spion des englischen Königs, der den Auftrag hat, die Briefe von Francesca an sich zu bringen und stets als sehr professionell und abgeklärt gilt, wirft nur einen Blick auf die Heldin und ist sofort verliebt? Zwar fliegen zwischen Francesca und James die Fetzen, doch außer sexueller Anziehungskraft ist eigentlich nichts zwischen ihnen, was verdeutlicht, wieso sich beide schließlich ineinander verlieben. Und auch hier erfährt der Leser nichts über James seelisches Innenleben- zwar wird erwähnt, dass er Francescas Esprit und Intelligenz bewundert, doch wirklich wichtige Gespräche, die sie einander näher bringen, sucht man vergeblich.

Die Nebenfiguren bleiben alle sehr blass und sind eindimensional beschrieben- ein schöner aber naiver Adliger, der sich nicht wirklich zwischen ihr und Francescas bester Freundin Giulietta entscheiden kann, dann Giulietta selbst, die zwar durchaus sympathische Züge zeigt, aber viel zu wenig in Aktion tritt und der weibliche Gegenspieler- eine Frau die als skrupellos, gierig und als völlig naiv und dumm beschrieben wird- nein, das war mir viel zu klischeehaft und das kann die Autorin definitiv besser !
Zwar lässt sich der Roman gut lesen, am Schreibstil als solches ist auch diesmal nichts auszusetzen und Lord Byrons Gedichte, die am Anfang jedes Kapitels stehen sind eine nette, passende Idee der Autorin gewesen doch der Roman ist nichts Besonderes. Zudem ist die Geschichte sehr auf die beiden Hauptfiguren zugeschnitten und da beide nicht tiefgründiger beschrieben wurden und sich ihre verbalen Zweikämpfe zu oft wiederholen, schlich sich zeitweilig Langeweile bei mir ein. Loretta Chase gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ich liebe ihre Romane, doch dieser hier hat mich mit einiger Enttäuschung zurückgelassen. Ich hatte mir viel mehr davon erhofft!
Und eines ist mir besonders negativ aufgefallen. Auf die Frage, ob James Francesca auch mit zerschnittenem, entstellten Gesicht lieben könnte, antwortet er, dass er es nicht wüsste. (Seite 295) Zwar überaus ehrlich geantwortet, doch kamen danach bei mir Zweifel auf, ob er sich nur in Francescas äußerliche Hülle verliebt hat und das macht ihn in meinen Augen zu einem sehr oberflächlichen Helden und verdeutlicht noch ein letztes Mal dass das Heldenpaar außer sexueller Anziehungskraft nichts gemeinsam hat.

Meine Bewertung: 2.5 von 5 Punkten

:stern
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon mantacabrio » 25.02.2011, 13:27

Ich habe noch keinen einzigen Roman von Loretta Chase zu Ende gelesen, weder im Original oder in der Übersetzung, keine Ahnung aber mir hat noch kein Buch von ihr gefallen. Daher habe ich dieses Buch erst gar nicht gekauft.
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon Lesefratz » 25.02.2011, 13:45

@ mantacabrio:

Wirklich? Das erstaunt mich aber jetzt doch, wo wir beide geschmacklich doch so oft auf der gleichen Welle liegen. :lol:
Doch normalerweise liebe ich bis auf zwei Ausnahmen alle ihre bisher übersetzten Bücher sehr. Nur diesen hier und "Eine hinreißend widerspenstige Dame" fand ich nicht so prickelnd.
Woran liegt es, dass Du ihre Bücher nicht magst?
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon mantacabrio » 25.02.2011, 13:54

Ja ich war selbst sehr erstaunt, hatte auch die Bücher hier, bin aber bei keinem über 50 Seiten gekommen, es hat mich nichts dazu bewegen können weiter zu lesen, mir hat die Schreibweise absolut nicht zugesagt. :zwinkern
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon mallory » 25.02.2011, 19:21

Mich erstaunt die Aussage nicht, mich erschreckt sie! Habe ich doch selbst noch fünf Romane von Loretta Chase im ZUB und noch nie was von ihr gelesen! :shock:
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon Lesefratz » 25.02.2011, 20:27

@ mallory: :lol: Die Geschmächer sind doch so verschieden, am besten probierst Du einfach mal ein oder zwei Bücher der Autorin aus. Ich fand besonders den Schreibstil von Chase sonst immer richtig klasse. :)
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon mallory » 25.02.2011, 21:27

Ich habe nun "Ein unverschämt charmanter Gentleman" aus dem ZUB geholt - wobei mich da der Plot von Anfang an nicht wirklich angesprochen hat. Keine guten Voraussetzungen :???:
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon mantacabrio » 25.02.2011, 22:23

mallory hat geschrieben:Mich erstaunt die Aussage nicht, mich erschreckt sie! Habe ich doch selbst noch fünf Romane von Loretta Chase im ZUB und noch nie was von ihr gelesen! :shock:


die kann man noch ganz gut loswerden, wenn man sie nicht mehr haben will. :zwinkern
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon sabinett » 26.02.2011, 12:04

Lesefratz hat geschrieben:Verführung auf Venezianisch ist bereits der zweite Teil der Trilogie über gefallene Frauen der Gesellschaft und die große Frage war für mich, ob Loretta Chase, das hohe Niveau, dass sie mit dem herausragenden Vorgängerband vorgelegt hat, auch hier aufrechterhalten kann.



:grübel welches ist der Vorgängerband??
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon Wildfee » 26.02.2011, 12:39

Fallen Women
1. Not Quite A Lady (gleichzeitig der 4. Band der Carsington Reihe!)
2. Your Scandalous Ways - Verführung auf Venezianisch
3. Don't Tempt Me (July 2009)
4. Last Night's Scandal

Man möge mir bitte den deutschen Titel des 1. Bandes mitteilen, damit ich den in der Datenbank ergänzen kann :zwinkern
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Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick.
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon mantacabrio » 26.02.2011, 13:12

Zu Befehl, liebe Sittenwächterin:

Eine verführerisch unnahbare Lady - Historical Gold Bd. 228 :zwinkern :zwinkern
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon sabinett » 26.02.2011, 13:42

:backe Euch beiden
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon Loewenzahn » 26.02.2011, 16:01

Habe das Buch heute endlich ausgelesen, nach bald über 14 Tagen :roll: Was daran lag, daß ich nie mehr als 2-3 Seiten am Stück geschafft habe. Ich wußte also nicht genau, ob es an mir liegt, daß ich nicht richtig ins Buch finde, oder am Buch selbst. Heute habe ich jetzt die letzten 120 Seiten am Stück lesen können.

Nun ja, es lag wohl an beidem. Die Bände über die Carsington-Brothers habe ich recht gerne gelesen, aber der Humor, der diese Bände ausgemacht hat (wenn auch m.E. von Band zu Band in abnehmendem Maße), war hier bei weitem nicht vorhanden. Ich bin auch mit den beiden Protas nicht richtig warm geworden und kann Lesefratz nur zustimmen, die Charaktere blieben insgesamt sehr blaß. Auch mit dem Setting Venedig kam ich nicht richtig klar, ich mag diese Stadt einfach nicht :sad

Lesefratz hat geschrieben: Auf die Frage, ob James Francesca auch mit zerschnittenem, entstellten Gesicht lieben könnte, antwortet er, dass er es nicht wüsste. (Seite 295) Zwar überaus ehrlich geantwortet,


Das hat mich auch sehr gestört. Auch wenn's ehrlich ist, möchte ich so etwas in einem Liro nicht lesen ;) Mir kam der Held dadurch lediglich sehr oberflächlich vor.

Von mir ebenfalls 2,5 von 5 Punkten.
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Re: Loretta Chase- Verführung auf Venezianisch

Beitragvon alekto » 10.08.2011, 08:29

ich bin wirklich froh, das hier zu lesen, nachdem ich gestern bei AAR nachgeschaut und gesehen habe, dass das buch ein glattes A bekommen hat. chase ist ja eh nie 100%ig mein fall mit ihren abenteuer-/spionage-nebenplots, aber das buch find ich ganz besonders schlimm. ich quäl mich nämlich gerade seit einigen tagen durch die englische version des romans und langweile mich ganz schrecklich. es passiert irgendwie überhaupt nichts, von ein wenig unspannendem geplänkel abgesehen, und mit den protagonisten werd ich auch überhaupt nicht warm. und wenn ich eure kommentare so lese, fürchte ich, dass das auch nicht besser wird. oh je …
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