Lecia Cotton Cornwall- Ein unwiderstehlicher Spion
Verlag: Blanvalet/TB
Originaltitel: Secrets Of A Proper Countess
Erscheinungsdatum: 05/12
ISBN: 978-3-442-37930-9
Genre: historischer Liebesroman
Klappentext: (quelle: blanvalet)
Lady Isobel Maitlin hat genug davon, es allen recht zu machen. Als sie die Einladung zu einem Maskenball erhält, sieht sie ihre Chance gekommen: Hier, wo sie niemand erkennen kann, lässt sie sich auf eine stürmische Nacht mit dem ebenso gut aussehenden wie berüchtigten Phineas, Marquess of Blackwood, ein.
Als die mysteriöse Schönheit in die Nacht entschwindet, weiß Phineas, dass er sie wieder sehen muss. Und er wird nichts unversucht lassen, die leidenschaftliche junge Frau zu finden…
Meine Zusammenfassung:
Lady Isobel ist in einer beklemmenden Situation. Nachdem ihr ungeliebter Ehemann Robert starb, haben sie und ihr kleiner Sohn und Erbe des Titels nichts zu lachen, denn nun führen
Roberts Bruder Charles und die grausame Schwiegermutter Honoria das Regiment im Haus, da Robert seinen Sohn und seine Ehefrau testamentarisch unter die Aufsicht seiner Familie gestellt hat.
Auf Gedeih und Verderb ist Isobel den beiden skrupellosen und hartherzigen Menschen nun ausgeliefert- einzig für ihren Sohn duldet sie die täglichen Demütigungen gegen ihre Person, denn sie weiß genau- begehrt sie dagegen auf, wird sie aus dem Haus geworfen und darf ihren Sohn nicht mehr sehen. Nur einmal will sie sich schön und begehrt fühlen, so kommt ihr die Einladung zu einem Maskenball gerade recht. In Maskierung begegnet sie dort dem berüchtigten Frauenhelden Phineas Archer, Marquess of Blackwood und lässt sich von ihm heimlich und unbemerkt von anderen im Garten lieben. Als Phineas jedoch danach ihre Maske lüften will, verschwindet sie unerkannt in die Nacht.
Doch Isobels Identität wird aus zwei Gründen sehr wichtig für Phineas- zum einen will er die leidenschaftliche Frau unbedingt noch einmal wieder sehen, zum anderen könnte sie aber auch mit anderen Mitgliedern des tons im Bunde sein, die des Schmuggels, Landesverrat und einer geplanten Entführung dringend verdächtig sind.
Während alle anderen Mitglieder der Gesellschaft und auch ein Großteil seiner Familie Phineas für einen leichtfertigen Schwerenöter halten, arbeitet dieser zusammen mit seinem Schwager verdeckt als Spion für die britische Krone und wird nun auf „Yasmina“; so nannte sich Isobel auf dem Maskenball, angesetzt. Er hat jedoch keine Ahnung, dass die prüde, fade und langweilige Isobel, Freundin seiner geschwätzigen Schwester Marianne, seine „Yasmina“ ist…
Meine Einschätzung:
„Ein unwiderstehlicher Spion“ ist der Debütroman von Autorin Lecia Cornwall (das Cotton wurde vom deutschen Verlag angefügt) und erzählt die Geschichte einer unglücklichen Witwe, die von der Familie ihres verstorbenen Mannes drangsaliert wird. Ein wenig erinnert dieser Plot an die Aschenputtelstory- ein Grund mehr für mich, diesen Roman zu lesen. Aber obwohl ich den Roman nicht weglegen konnte bevor ich ihn beendet hatte (zum eigentlichen Grund warum das so war komme ich etwas später), habe ich mich beim Lesen des Romans immer wieder gefragt, wieso dieser Roman in den USA mit so vielen positiven Rezensionen bedacht wurde, denn ehrlich gesagt fehlt es dem Buch an vielen Zutaten, die einen guten und einzigartigen historischen Liebesroman ausmachen.
Punkt 1: Interessante und liebeswerte Haupt und Nebenfiguren- leider Fehlanzeige! Zwar konnte Isobel, die weibliche Hauptfigur einige Mitleidspunkte bei mir sammeln, weil sie sich in einer wirklich prekären Situation befand, doch irgendwann im Laufe der Geschichte habe ich mich dann doch gefragt warum sie sich nicht endlich ihrer neuen Freundin Marianne anvertraut oder sich zumindest mit dem Rechtsanwalt ihres Mannes auseinandersetzt um zu erfahren, ob sie Roberts Familie wirklich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Stattdessen lässt sie sich immer wieder von Schwager und Schwiegermutter demütigen, selbst als ihr Sohn in Gefahr ist, reagiert sie viel zu spät. Ebenfalls seltsam mutet es an, dass ausgerechnet eine angeblich intelligente Frau, die so viel zu verlieren hat wenn sie sich mit einem Lebemann an einem recht öffentlichen Ort abgibt, so schnell alle Hemmungen verliert und an nichts anderes mehr denken kann, als an ihre Libido. ;-)
Wenn zumindest der Held des Romans ein Mann gewesen wäre, der diesen Einsatz lohnt! Phineas gilt zwar als „enfant terrible“ in der Gesellschaft; zu seiner Ehrenrettung sollte jedoch gesagt sein, dass er sich diesen Ruf nur als Mittel zum Zweck angeeignet hat, um in Ruhe seiner Spionagetätigkeit nachgehen zu können. Aber genau mit dieser Arbeit hatte ich so meine Probleme, denn Phineas wird als äußerst scharfsinniger Mann beschrieben, der in der Lage ist, jedes Geheimnis aufdecken zu können und ausgerechnet er tappt so lange im Dunkeln was „Yasminas“ wahre Identität angeht? Außerdem stößt man im Laufe der Geschichte auf einige Situationen in denen sich Phineas alles andere als diskret benimmt und er stets das Schlimmste von Isobel annimmt, ohne sich zuvor erst einmal einen Überblick verschafft zu haben. Und dazu kommen noch Phineas unsympathische Gedankengänge- etwa wenn er abfällig über Isobels schlichtes Äußeres nachsinniert. Somit landete Phineas auf meiner Rangliste der unsympathischten und dümmsten Hauptakteure in einem Liebesroman ganz weit oben.
Auch die Nebenfiguren in diesem Roman sind leider alles andere als liebeswerte Personen. Einzig Marianne, (Phineas Schwester und einzige Freundin von Isobel) zeigt hier und da sympathische Züge- allerdings ist sie dabei leider ein naives Dummchen, (Stichwort: Das Öffnen von Briefen die nicht an sie persönlich adressiert sind und ihr Umgang damit) das mich mit ihrem ewigen Geplapper über delikate Angelegenheiten vor Mitgliedern der Gesellschaft unglaublich genervt hat. Selbst ihre Verkuppelungsversuche fand ich ziemlich peinlich und unglaubwürdig in Szene gesetzt und ihr Mann, Phineas Schwager ist noch weniger zu ertragen, da er einfach nur manipulativ und eiskalt ist.
Punkt 2: Die Story: Hier muss ich zugeben, liegt die einzige Stärke des Romans, denn auch wenn sich sämtliche Akteure des Romans recht merkwürdig benehmen und keinerlei Sympathiepunkte bei mir sammeln konnten, war es die Geschichte, die mich trotz allem zu fesseln vermochte. Zudem sind Isobels Verwandte wirklich abgrundtief böse und ich fand es einfach sehr spannend zu erfahren, ob Phineas doch noch rechtzeitig zu Isobels Rettung herbeieilen würde. Und die Geschichte ist es auch, die mich gefangen genommen hat- ansonsten hätte ich den Roman wohl schon vorzeitig abgebrochen.
Punkt 3: Das historische Flair: Der Roman spielt zu Regierungszeiten von Napoleon in England. Gerade bei Debütautoren in letzter Zeit stelle ich immer öfters fest, dass sie zwar leichte unterhaltsame Geschichten schreiben können, es ihren Romanen jedoch auch sehr oft an historischem Flair fehlt- etwas was ich persönlich sehr wichtig finde. Auch hier ist es so- zudem fand ich viele Ausdrücke in diesem Roman einfach zu modern für meinen Geschmack. Ob das an der Übersetzung liegt, vermag ich leider nicht zu sagen, da ich das englischsprachige Original leider nicht kenne, doch ein paar Dinge wären durchaus vermeidbar gewesen: zum einen verwendet die Übersetzerin immer wieder den englischen Begriff „nurse“, für das deutsche Wort „Kindermädchen“- muss das wirklich sein, dass nun auch in historischen Liebesromanen Wörter auf Biegen und Brechen „eingeenglischt werden?
Außerdem finden sich einige Rechtschreibfehler in diesem Roman und was ich noch ärgerlicher fand, war, dass der Nachname der Heldin im Klappentext des Rückumschlages völlig falsch geschrieben wurde.
Punkt 4: Eine glaubwürdige und romantische Liebesgeschichte:
Isobels und Phineas Begegnungen beschränken sich in der ersten Hälfte des Buches lediglich auf sexueller Ebene, wobei Phineas noch nicht einmal weiß, wen er da wirklich vor sich hat. Auch im Laufe des Romans kann man es dem Paar einfach nicht abnehmen, dass sie sich plötzlich lieben- sie haben keinerlei Gemeinsamkeiten, tauschen keinerlei tiefschürfende Gespräche aus, noch schätzen sie die Charakterzüge ihres Gegenübers.
Freunde von prickelnden Liebeszenen dürfen jedoch aufatmen. In dieser Hinsicht gibt die Autorin fast alles und sorgt für erotische Momente. Romantiker dürften jedoch eher enttäuscht sein.
Fazit: eine interessante Ausgangssituation, eine durchaus spannende Geschichte, leider fehlen historisches Flair und sympathische Protagonisten!
Meine Bewertung: 3 von 5 Punkten