InhaltNach dem Tod ihres Mannes kämpft die junge Witwe Martha Russell darum, ihr Anwesen Seton Park zu behalten. Um ihren Anspruch darauf zu festigen, greift sie zu einer List: Mit dem attraktiven Lebemann Christopher Mirkwood will sie ein Kind zeugen, das sie als Erbe ihres verstorbenen Mannes ausgeben kann. Sie hätte jedoch nie vermutet, dass sie sich in Christopher verlieben könnte ...
(Quelle: Lyx Verlag)
Meine EinschätzungAls Martha Russell nach dem Tod ihres Mannes erfährt, dass sein Anwesen an einen Cousin fällt, ist sie am Boden zerstört. So müssste sie nämlich nicht nur ihre begonnenen Charity-Projekte im Stich lassen, sondern auch die Dienerschaft von Seton Park - und der neue Mr. Russell hat vor vielen Jahren schon einmal zwei Dienstmädchen vergewaltigt. Also fasst sie einen kühnen Plan: sie überredet ihren Nachbarn Theo, einen Lebemann aus London, 30 Tage lang jeden Tag mit ihr zu schlafen, in der Hoffnung dass sie schwanger wird und so das Anwesen doch noch an sie (bzw. das Kind) fällt. Zunächst scheinen die beiden ein unvereinbares Paar zu sein, doch langsam kommen sie sich näher.
"Ein unsittliches Angebot" ist Grants Debutroman und sie legt damit einen sehr guten Start hin. Zuerst einmal muss gesagt werden, dass Christopher eigentlich Theo heißt, da hat der Verlag einen Fehler gemacht. Theo ist der klassische verzogene Adelssprössling, der nach eigener Ansicht (und der aller anderen) "nichts kann" und von seinem Vater zur Strafe für seine Ausschweifungen auf eins der Familiengüter verbannt wird. Dort soll er mit dem Verwalter zusammenarbeiten und sich bessern. Martha ist das genaue Gegenteil, etwas spröde, sehr korrekt und bieder. Auf den ersten Blick wirkt sie etwas unzugänglich, dieser Eindruck hat sich bei mir aber schnell revidiert und ich konnte mich mit ihr anfreunden. Sie kämpft für die Rechte der Frau und ist eben weil sie so wenige Rechte hat, auch so "verbittert". Anfangs haben sich die beiden garnichts zu sagen, doch Theo merkt immer mehr dass die Welt auf dem Land, vor allem für die Pächter, nicht immer idyllisch ist und beginnt sich für Innovationen und Verbesserungen zu interessieren. Martha unterstützt ihn dabei, zunächst um aus ihm "einen besseren Menschen zu machen", doch bald schon lernt sie ihn als das zu respektieren was er ist.
Was mir besonders gut gefallen hat an diesem Roman ist dass die Charaktere unglaublich viel miteinander reden. Der Sex ist ziemlich teilnahmslos, weil Martha Theo nicht erlaubt "sie zu verführen". Erst mit der Zeit wird sie lockerer. Doch nach jedem "Akt" reden sie immer noch und so ist es auch letztendlich, wie sie sich ineinander verlieben.
Der Schreibstil ist absolut hervorragend, genauso wie die extrem gut recherchierte Rahmenhandlung, die den Leser mit den Problemen der armen Landbevölkerung Mitte des 19. Jahrhunderts konfrontiert. Die Tatsache, dass die Hauptpersonen nicht sofort Feuer und Flamme sind, wunderbaren Sex haben und letztendlich über das Körperliche zum Seelischen kommen, fand ich super. Hier ist es nämlich andersherum: sie lernen sich mögen und erst dann wird das Liebesleben auch befriedigend.
Ich ziehe einen kleinen Punkt ab, weil mir das Ende zu abrupt war, einen Epilog hätte ich mir schon gewünscht. Aber ingesamt ein sehr guter Debutroman!
4 von 5 Punkten