Jane Feather - Geraubte Küsse

LIROS, die in der Zeit des Rokoko und Biedermeier in England spielen

Moderatoren: mallory, Mondfrau, gini

Jane Feather - Geraubte Küsse

Beitragvon mallory » 10.05.2007, 21:25

Bild
Geraubte Küsse.
Jane Feather
Goldmann Wilhelm GmbH 1996 Broschiert 509 Seiten



Klappentext: Eine seltsame Wendung des Schicksals macht Sylvester Gilbraith zum Erben seines eingeschworenen Feindes, des Earl of Stoneridge - allerdings unter einer Bedingung: Sylvester muss eine der vier Enkelinnen des alten Herrn zur Frau nehmen. Sylvesters Wahl scheint nicht schwer: der atemberaubende Wildfang Theodora sticht ihm sofort ins Auge. Zunächst noch wohlwollend lächelnd, lässt sich Sylvester auf eine Zähmung der Widerspenstigen ein. Doch als die halsstarrige Theodora ihn in einen Skandal nach dem anderen verwickelt, ist es mit Sylvesters Gutmütigkeit vorbei. Von nun an heißt das Motto "Zuckerbrot und Peitsche" - ganz gleich, wie sirenenhaft Theodora ihre Ränke spinnt... Quelle: Goldmann

Meine Meinung: Also um es gleich mal vorweg zu sagen: der Klappentext ist idiotisch! Es handelt sich beim alten Earl nicht um den eingeschworenen Feind Sylvesters, sondern einfach um einen Verwandten, dessen Erbe er wird, weil dessen Sohn schon gestorben ist. Er erbt den Titel und das Gut, das Geld wird jedoch den Enkelinnen überlassen, wenn es S. nicht gelingt, eine von ihnen innerhalb von vier Wochen zu heiraten. Da er ohne Geld das Gut nicht erhalten kann hat er gar keine andere Wahl, als den Bedingungen zuzustimmen.
Die Gilbraiths und die Belmonts trennt eine seit Generationen währende Fehde und es ist einfach nervig, dass immer wieder auf den Unterschieden herumgehackt wird ohne das wirklich klar wird um was es dabei eigentlich ging :???: .

Theodora ist 15 Jahre jünger als Sylvester und mir kam sie 2/3 des Buches wie 3 Jahre vor und nicht wie 20! Obwohl sie schon seit 12 Jahren - als ihr Vater starb - weiß, dass sie das Gut niemals erben wird, sondern das die Erbfolge vorsieht, dass S. alles übernimmt, führt sie sich die ganze Zeit auf, als hätte er ihren Vater und Großvater umgebracht um das Erbe unrechtmäßig an sich zu reißen. Und als hätte er sie nur aus reiner Bosheit um ihr Gut gebracht! Das hat in mir die meiste Zeit richtiggehend Hassgefühle auf die blöde Kuh ausgelöst :brüll . So ein unreifes, zickiges Weib :twisted:

Die Geschichte an und für sich ist gut.

Sylvester wurde im Krieg gegen die Franzosen schwer verwundet und hat seither eine Gedächtnislücke. Deshalb konnte er vor dem Kriegsgericht auch nicht sagen, ob er tatsächlich aus Feigheit vor dem Feind die Fahne freiwillig übergeben hat. Sein angeblich bester Freund hat damals zwar ausgesagt, er habe nichts gesehen und Sylvester wurde freigesprochen, aber seither liegt dieser Skandal wie ein schwarzer Schatten auf ihm. Außerdem wird er immer wieder von grauenhaften Kopfschmerzattacken niedergestreckt, ausgelöst durch die Kopfverletzung, die ihm von einem Bajonett zugefügt wurde.
Er versucht, herauszufinden, wer ihn umbringen will und warum und gleichzeitig versucht er sich zu erinnern, was damals im Gefecht tatsächlich passiert ist. Damit kommt er dem Bösewicht aber bedrohlich nahe.

Seine Frau Theo ist zwar einerseits eine intelligente, praktisch veranlagte Frau, wenn es um die Führung eines Gutes geht, aber leider leidet sie m.E. an maßloser Selbstüberschätzung, die schon ins Hirnlose übergeht! Sie denkt sich z.B. nichts dabei, ohne jeglichen Schutz in eine üble Hafenkaschemme zu gehen, in voller Pracht und Schönheit, nur weil sie ihrem Mann mit den richtigen Fragen bei seinen Nachforschungen helfen will! Sie ist der festen Überzeugung, dass sie mit den Nahkampftechniken, die sie beherrscht, unbesiegbar ist. Sie bringt damit sich beinahe ums Leben und ihren besten Freund in Gefahr, aber der einzige Fehler, den sie in ihrem Verhalten sieht ist der dass sie keine Pistole mitgenommen hat!

Beide Protas kamen mir größtenteils nicht wirklich nahe. Theo nicht, weil mich ihre Hirnlosigkeit über weite Strecken des Buches so genervt hat und Sylvester nicht, weil er zwar seiner Frau immer etwas von Partnerschaft vorschwafelt, diese sich von seiner Seite aus aber nur auf den Sex bezieht. Ansonsten erwartet er, dass seine störrische, eigensinnige Frau sich aus seinen Angelegenheiten raushält und das liebe Frauchen ist, das seine Anweisungen befolgt. Dass das nicht funktioniert kennt man ja aus anderen historischen Liros ;)

Ach ja, Theo ist auch nicht wirklich in einen Skandal nach dem anderen verwickelt, obwohl sie in ihrer Eigenmächtigkeit einigen gefährlichen Blödsinn anstellt. Aber m.E. setzt ein Skandal voraus, dass alle etwas davon mitbekommen. Sie jedoch wird immer ohne viel Aufsehen von ihrem Mann oder ihrem besten Freund gerettet.

Das Buch wird im letzten Drittel deutlich besser, als Theo ihren Trotz abgelegt hat und Sylvester seine Reserviertheit etwas verliert. Sie kommen sich als Eheleute auch außerhalb des Bettes näher und die Kriegsgeschichte findet ihre Auflösung in einem guten Showdown, in dem sich Theo mal richtig geschickt anstellt - zumindest nachdem sie sich durch ihre Selbstüberschätzung und ihren nicht zu Ende gedachten Plan wieder mal in Schwierigkeiten gebracht hat ;)

Meine Wertung: 3,5 von 5 :lesen

:stern
Zuletzt geändert von mallory am 02.05.2010, 22:18, insgesamt 2-mal geändert.
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
Else Pannek (1932-2010)
Deutsche Lyrikerin
Benutzeravatar
mallory
Palastwache/Teilzeit-Todesquasslerin/Moderatorin
 
Beiträge: 58879
Registriert: 30.03.2006, 21:41
Wohnort: Reutlingen

Beitragvon mantacabrio » 11.05.2007, 07:18

:???: Habe das Buch schon vor 10 Jahren gelesen, und kann mich nicht mehr an die Handlung erinnern, das sagt schon einiges aus, oder?
Habe das Buch noch im Regal stehen, aber ich glaube es ist in den Stapel zu verkauften/zu tauschen gewandert. ;)
Wie fast alle Feather Bücher - kein Keeper.
Avatar ein zugelassenes Gif.
Benutzeravatar
mantacabrio
Palastwache/Moderatorin
 
Beiträge: 14498
Registriert: 07.06.2006, 11:56
Wohnort: Seevetal / Hamburg

Beitragvon mallory » 11.05.2007, 13:34

Ja, ich habe auch so meine Zweifel, ob ich die restlichen Bücher von ihr, die noch in meinem ZUB schlummern überhaupt noch lesen soll. Zwei Bücher, zwei Enttäuschungen, das macht nicht gerade Mut. Ich muss doch mal den thread mit meiner Anfrage zu ihrem besten Büchern raussuchen.
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
Else Pannek (1932-2010)
Deutsche Lyrikerin
Benutzeravatar
mallory
Palastwache/Teilzeit-Todesquasslerin/Moderatorin
 
Beiträge: 58879
Registriert: 30.03.2006, 21:41
Wohnort: Reutlingen


Zurück zu Regency

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron