Saphirblau - Kerstin Gier

Eine Reise durch Zeit und Raum im Liebesroman

Moderatoren: mallory, Mondfrau, gini

Saphirblau - Kerstin Gier

Beitragvon patwelli » 12.03.2010, 10:37

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Saphirblau - Liebe geht durch alle Zeiten
Kerstin Gier
Arena Verlag 2010-01-05 Gebundene Ausgabe 400 Seiten

Klappentext:

Frisch verliebt in die Vergangenheit, das ist keine gute Idee. Das zumindest findet Gwendolyn, 16 Jahre alt, frisch gebackene Zeitreisende. Schließlich haben sie und Gideon ganz andere Probleme. Zum Beispiel die Welt zu retten. Oder Menuett tanzen zu lernen. (Beides nicht wirklich einfach!) Als Gideon dann auch noch anfängt, sich völlig rätselhaft zu benehmen, wird Gwendolyn klar, dass sie schleunigst ihre Hormone in den Griff bekommen muss. Denn sonst wird das nichts mit der Liebe zwischen allen Zeiten! Quelle: Arena

Meine Meinung:

Frau Gier mag es kompliziert, denn schon am Anfang ist es recht schwierig zu verstehen, wer wann wohin elapsiert, also in die Vergangenheit gesprungen ist. Dann müssen die Personen auch noch aufpassen, dass sie sich nicht selbst begegnen. Oder Briefe an bestimmte Personen schreiben, die sie dann in ihrer Zukunft treffen möchten – wenn sie dann wieder in die Vergangenheit gesprungen sind. Verwirrt? Zeitreisen ist eben nicht einfach – und als Autorin muss man sich schon ganz schön viel merken, damit die Geschichte noch glaubwürdig bleibt. Gideon fasst es auf Seite 49 in einem Gespräch mit Gwen sehr schön zusammen:

„Ich habe es dir doch schon mal versucht zu erklären. Jetzt bist du möglicherweise vollkommen unwissend und… unschuldig, aber niemand weiß, was du in der Zukunft tun wirst. Vergiss nicht, auch dann kannst du in die Vergangenheit reisen und so könntest du Lucy und Paul von unserem Besuch berichten… äh, du würdest berichten können.“

So passiert es immer wieder, Menschen treffen sich in der Vergangenheit, durch Briefe oder andere Mitteilungen, die andere aus der Zukunft zurückgelassen haben. Oder vielleicht waren es die Zeitreisenden auch selber, die sich Warnungen hinterlassen haben, oder, oder, oder. Man merkt, es gibt eine Menge Spielraum für Spekulationen, jeder trägt sein Scherflein dazu bei. Gwen ist völlig verwirrt und weiß bald schon nicht mehr, wem oder was sie glauben soll. Es verletzt sie auch sehr, dass die anderen Mitglieder des inneren Kreises ihr immer noch misstrauen und sie nicht akzeptieren. Sie ist der Rubin – zumindest an dieser Tatsache lässt sich nichts mehr ändern, auch wenn es den anderen einfach nicht passen will. Der Graf von St. Germain versteht es allerdings vortrefflich, ihr Zweifel einzusäen und Situationen aus völlig anderen Blickwinkeln darzustellen. Bis zum Schluss dieses Buches ist sie sich nicht sicher, ob Gideon sie nun mag oder ihr nur etwas vorspielt.

Saphirblau ist ein typisches Mittelbuch, Handlungen werden vorangetrieben, neue Entdeckungen werden gemacht, aber es wird nicht zu viel preisgegeben. Wieder endet es abrupt, mitten aus der Geschichte heraus und man ist wirklich nicht gewillt, jetzt schon wieder aufzuhören. Denn man wird förmlich in dieses Buch hineingesogen, Gwens und Gideons Welt ist so anschaulich geschildert, dass man seine eigenen Umgebung völlig vergisst und mit dem Neuen absolut verschmilzt. Es ist wie eine unendliche Geschichte, bei der man nie aufhören möchte zu lesen. Wenn man dann doch widerwillig wieder in die Gegenwart auftaucht, zwicken die Bauchmuskeln noch von den Lachanfällen. Denn Kerstin Gier hat es geschafft, ihre ganz eigene Art der Situationskomik zu finden, die ein Dauerschmunzeln auf die Lesergesichter zaubert. Eine unvergessliche Soiree, die Schwierigkeit des Menuetttanzens und ein herrlich ironischer Wasserspeier ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte und sorgen für ihren Glanz.

Xemerius ist die absolute neue Attraktion, der kleine katzenähnliche Wasserspeier, der auch fliegen kann, stiehlt allen die Schau. Anhänglich und intelligent schleicht er sich in die Herzen, mit seiner Fähigkeit, durch Wände zu gehen, ist er der geeignete Spion für Gwen, da ihn außer ihr auch keiner sehen kann. So kann er sich in Meetings einschleichen oder einfach ein Treffen von Gideon und Charlotte überwachen und Gwen anschließend berichten. Mit seiner erfrischenden offenen Art trifft er genau ins Herz und sorgt für so manches Grinsen. Auch Leslie, Gwens Freundin, ist wieder unermüdlich bei ihren Recherchen und mit Raphael, Gideons Bruder, kommt noch eine neue interessante Figur ins Schachspiel. Ob wohl Raphael und Leslie noch ein Paar werden?

Diesmal springen die beiden ein bisschen mehr in die Vergangenheit, Gideon begleitet Gwen oft, wenn sie nur ihren Rhythmus einhalten soll und in einen leeren Kellerraum einige Zeit verbringen soll. Aber Gwen ist gewitzt, sie tritt mit ihrem Großvater in Kontakt und lernt dort ein jüngeres Ich von ihm kennen. Charlotte begleitet sie ständig in London, immerhin soll Gwen ja nun in kurzer Zeit lernen, wofür Charlotte jahrelang Zeit hatte. Mit Gideon soll sie eine Soiree und einen Ball besuchen, alleine schon die Beschreibung der Kleider lassen Glanz und Prunk aufleben. Aber Charlotte schafft es immer wieder, mit kleinen wohlfeilen Bemerkungen Gwen zu verunsichern, aber ihre Freunde Leslie und Xemerius stehen ihr immer mit Rat und Tat zur Seite. Und auch Gideon nimmt so manches Mal Charlotte den Wind aus den Segeln.

Leider endet das Buch mal wieder ziemlich abrupt mitten in der Geschichte. Ärgerlich für alle, die lieber eine abgeschlossene Geschichte hätten. Man weiß allerdings von vorneherein, dass es eine Trilogie ist, die aufeinander aufbaut und die man auch in ihrer Reihenfolge lesen muss. Wer warten kann, dem steht bestimmt ein außergewöhnlicher Lesespaß bevor, wenn man alle drei Teile ohne Pause genießen kann. Andererseits ist Vorfreude ja auch eine schöne Freude und das Warten auf den nächsten Teil lässt ihn dann gleich noch einmal viel wertvoller werden. Spekulationen gehören auch dazu, man kann sich mit Gleichgesinnten austauschen und über mögliche Plots und Enden diskutieren. Wenn eine Geschichte so etwas schafft und so viele Menschen zusammenführt, die sich die merkwürdigsten Windungen ausdenken und mit einer solchen Freude beim Spekulieren dabei sind, dann ist es zurecht eine Geschichte der Extraklasse und man kann der Autorin nicht genug für ihre Ergüsse danken. Ein Buch, das dermaßen Jung und Alt zusammenbringt, sie zum Diskutieren herausfordert und für so viel Gesprächsstoff sorgt – da kann man nur noch sinnbildlich den Hut ziehen. Chapeau, Frau Gier.

Auch dieses Buch ist wieder sehr edel gestaltet. Dickes, angenehmes Papier, zweifarbig bedruckt, diesmal alles in Blau, ein Schutzumschlag aus dicker, pergamentähnlicher Qualität mit schwarzen Jugendstilornamenten und einem Pärchen aus lackähnlichen Material bedruckt machen das Buch zu einer wahren Augenweide. Der Preis ist der Qualität angemessen, diese Bücher sind wahre Schmuckstücke.

Fazit

Irgendwas mit Kutte und Lava – die lateinischen Parolen sind nur eines der kleineren Highlights dieser Geschichte. Wieder erleben wir Gwen und Gideon auf Zeitreisen, Gwen lernt Menuett tanzen und bringt auf einer Soiree im 18. Jahrhundert den Leuten schon einmal Andrew Lloyd Webber nahe. So langsam findet sie sich in dem ganzen Durcheinander zurecht, und ihre Gegenwartskomik ist einfach nur herrlich. Ironische Bemerkungen von ihr und Xemerius sorgen für Heiterkeit und erfrischende Auftritte von handelnden Personen bringen richtig Schwung in die Geschichte. Man möchte diese Welt gar nicht mehr verlassen, und bei all den noch offenen Fragen und Handlungssträngen wird der abschließende Band, Smaragdgrün, bestimmt ganz schön dick. Vorfreude ist eben doch die schönste Freude.


4,5 von 5 Punkten von mir - der Abzug für das Komplizierte *g*

:stern
Zuletzt geändert von patwelli am 28.10.2012, 10:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon mallory » 11.04.2010, 22:46

Gerade hätte ich heulen können vor Frust - zum einen darüber, dass ich jetzt sofort :aufstampf wissen will, wie die Geschichte weitergeht und wie Gideon und Gwen wieder zueinander finden und zum anderen, weil ich "Rubinrot" in meiner Geldnot verkauft habe :sad Aber eines weiß ich schon genau: Im Sommer werde ich alle drei Teile nochmal aus der Bücherei ausleihen und genüsslich hintereinander weg lesen. Denn anfangs war ich auch etwas verwirrt, da ich mich nicht mehr so genau an die Handlung in der Vergangenheit und bei den letzten Zeitsprüngen erinnern konnte. So dauerte es erst eine Weile, bis ich wieder in der Zeitreisestory und der mysteriösen Geschichte um den Grafen von Saint Germain, um Paul und Lucy und um den gestohlenen Chronografen drin war.
Lachanfälle habe ich nun nicht gerade zu verzeichnen, aber Gwens ironische und oft auch selbstironische Bemerkungen haben mich doch immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Sie ist so ein herrlich normaler Teenager, das ist richtig erfrischend! Gideon mit seiner zeitweiligen Arroganz, seinem Misstrauen und seiner Unsicherheit in Gefühlsdingen (oder seiner Rafinesse, je nachdem, wie sich die Geschichte weiterentwickelt) ist dazu ein richtig interessanter Gegenpol.

Ich jedenfalls kann es kaum erwarten "Smaragdgrün" in Händen zu halten und zu erfahren, wie sich die losen Fäden der Geschichte zu einem Ganzen verknüpfen.

Meine Wertung: ganz klar 5 von 5 :lesen

Und um euch an meiner Begeisterung teilhaben zu lassen habe ich extra nochmal meinen Laptop angeworfen und das zu Bett gehen verschoben :cool:
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Beitragvon Lenya » 17.05.2010, 12:34

Ich liebe dieses Buch jetzt schon! :zwinkern

(obwohl ich noch mittendrin bin)
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Beitragvon Lenya » 06.06.2010, 14:03

Also insgesamt hat mir das Buch UNHEIMLICH gut gefallen und ich kann es nicht erwarten, bis der 3. Band rauskommt ;)
Kerstin Gier ist eine echte Könnerin!
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Beitragvon erki_nol » 05.08.2010, 10:09

Mir hat "Saphirblau" auch gut gefallen, vor allem die erste Hälfte und der Cliffhanger zum Schluss! :D

Von mir gibt's wieder 4 von 5 Punkten für gute, witzige und fantasievolle Unterhaltung. Ich freue mich schon auf den dritten Teil. Lange muss ich ja nicht mehr darauf warten.
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Beitragvon monalisa » 25.08.2010, 14:43

ich habe ja jetzt beide Bände direkt hintereinander gelesen und ich bin total begeistert. Leider muss aich ja jetzt Pause machen bis der nächste Band rauskommt. :sad

Die Story ist einfach nur schön, romatisch und ich finde auch sehr lustig...ich habe mehrere Male lat gelacht :lol:

Von mir gibt es auf jeden Fall 10 von 10 Punkten
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Beitragvon Ashani » 30.10.2010, 09:03

Ein tolles Buch, in das ich am Anfang etwas schwer hineingefunden habe. Es ist eben doch schon ein wenig her, dass ich den ersten Band "Rubinrot" gelesen habe. Eine etwas frühere Einführung in die Geschehnisse aus dem Auftaktband hätte hier nicht geschadet. Als ich jedoch wieder so halbwegs auf dem Laufenden war, war "Saphierblau" einfach nur ein Erlebnis. Gwendolyn ist aber auch zu liebenswert. Ich mag ihre lustige Art und ihre Gespräche mit Xemerius haben mich zum Lachen gebracht. Gideon ist mir noch zu undurchsichtig, was aber auch einen gewissen Reiz hat und dazu beiträgt, dass ich dem nächsten Band regelrecht entgegenfiebere. Immer dieser Cliffhanger am Ende. Das macht mich ganz kribbelig. :angsthase

Meine Wertung: 9,5 von 10 Punkten
Zuletzt geändert von Ashani am 31.10.2010, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon erki_nol » 30.10.2010, 11:47

Ashani hat geschrieben:Ein tolles Buch, in das ich am Anfang etwas schwer hineingefunden habe. Es ist eben doch schon ein wenig her, dass ich den ersten Band "Rubinrot" gelesen habe. Eine etwas frühere Einführung in die Geschehnisse aus dem Auftaktband hätte hier nicht geschadet.

Stimmt! Glücklicherweise hatte ich den Vorgänger "Rubinrot" - entgegen meiner sonstigen Vorgehensweise - noch nicht wieder verkauft, so dass ich schnell noch mal die letzten Seiten von "Rubinrot" gelesen habe. So kommt man schneller wieder rein.
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Re: Saphirblau - Kerstin Gier

Beitragvon Fliegerlady » 12.02.2011, 22:34

Beim lesen von Band 2, mußte ich schon aufpassen den Überblick nicht zu verlieren. Es wird immer komplizierter, da nicht nur Gwen und Gidion zeitreisen. Leider kommt Gwens Fähigkeit zu kurz - aber alle haben Angst dass dann alles aus ist. :) Auch ich habe Band 1 nochmal gelesen um besser in die Geschicht reinzukommen.
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