Anfangs hatte ich so meine Probleme mit dem deutschen Sprachrhythmus der Autorin, der mir bei ihren anderen Romanen bisher nicht sooo sehr aufgefallen war. So habe ich die ersten 60, 70 Seiten überlegt ob ich das Buch nicht doch wieder abbrechen soll. Doch die Geschichte selbst ist toll geschrieben und sie interessierte mich auch also sprang ich über meinen Schatten und las weiter.
Dann reisten Johanna und Alan zusammen in die Vergangenheit und die Story wurde so gut, dass ich den Sprachrhythmus gar nicht mehr länger beachtete!
Die Autorin schafft es, die Personen, die Landschaft, das tägliche Leben so anschaulich zu schildern, dass ich irgendwann richtig in der Geschichte versank. Sie schreibt sehr ausführlich, sogar dass sich die Heldin morgens, wenn sie in der freien Natur sind, die Zähne putzt und das Gesicht wäscht. Und dass sie und der Held nach mehreren Tagen unterwegs stinken, schmutzig sind und sich Läuse einfangen haben wird auch nicht verschwiegen. Etwas was ja sonst in historischen Romanen oftmals komplett unterschlagen wird. Frau Krock ist in ihren Beschreibungen so akribisch und erzählt in so epischer Ausführlichkeit, dass es eigentlich langweilig werden müsste. Doch sie schreibt dabei auch so schön, dass ich jede der 554 Seiten genossen habe. Und am Ende mit der Heldin mit litt als es darum ging wieder in die Zukunft zu reisen oder in der Vergangenheit zu bleiben. Die Personen sind mir so ans Herz gewachsen, es war nach dem Schließen des Buches, wie gute Freunde zu verlassen.
Das Buch wäre trotz des Sprachrhythmus' der reine Genuss gewesen, wenn mich nicht zwei Sachen sehr irritiert hätten. Das eine hat Letanna schon angesprochen:
Letanna hat geschrieben:Was mich leider sehr gestört hat ist das Ende. Natürlich gibt es ein Happy-End, ein sehr schönes sogar, aber für mich sind viele Fragen offen geblieben. Vorallem Alans Aufenthalt in Johannas Gegenwart wurde mir nicht genügend erklärt.
Nicht nur Alans Aufenthalt wurde nur sehr verschwommen erklärt (hat er nun 300 Jahre gelebt oder war er 300 Jahre in einer Zwischenwelt??), auch ist das Ende sehr seltsam und unglaubwürdig. Warum wussten Johannas Freunde dass sie in die Vergangenheit reisen würde? Wie kam es zu den Gegebenheiten am Schluss? Leider wird das nicht erklärt und ich kam mir ein bisschen vor wie bei "Vom Winde verweht". Morgen ist auch noch ein Tag... Ja, nur leider durfte ich nicht dabei sein und blieb nun mit einer Menge nicht beantworteter Fragen zurück.
Ein zweiter Störfaktor war in der Mitte des Buches, denn da kam ich mir plötzlich vor als hätte jemand einen Zentimeter aus der Geschichte herausgeschnitten. Bis dahin erzählt Frau Krock die Geschichte sozusagen linear. Man erfährt alles was passiert fortlaufend und kann mitfiebern. Und dann plötzlich: Johanna, nunmehr Joanna genannt, bricht nach der Teestunde zusammen, übergibt sich und fällt dann in Ohnmacht. Und im nächsten Kapitel ist sie plötzlich auf der Flucht und in einer Rückblende, in der sie sich die Ereignisse nochmal durch den Kopf gehen lässt, erfährt man, warum es dazu kam.
Das hat mich extrem gestört, weil es meinen Lesefluss doch sehr unterbrach. Wurde der Autorin da nahegelegt, 20 Seiten aus dem Roman rauszunehmen? Hätte man nicht genauso linear beschreiben können was ihr nach ihrer Krankheit passierte und sie zur Flucht veranlasste? Warum nun plötzlich eine Rückblende, als hätte man ein Stück aus der Geschichte herausgenommen und ein Stückchen weiter wieder eingesetzt?? Das hat nicht zum Rest des Buches gepasst!
Fazit: Eine toll ausgedachte Geschichte mit äußerst liebenswerten Personen, die mir bald ans Herz gewachsen waren. Und einer Story, der ein vernünftiger, befriedigender Abschluss fehlt. Ich habe 554 Seiten gelesen, um zu erfahren wie das Ende zustande kam hätte ich auch 600 Seiten in Kauf genommen. Schade! So habe ich immer das Gefühl ich hätte den Nachspann übersehen.
Meine Wertung: Da mir das Buch sonst sehr gut gefallen hat ziehe ich nur einen halben Punkt ab und vergebe
4,5 von 5