Ich habe jetzt By a Lady ausgelesen und auch wenn mir der Ansatz sehr gut gefallen hat, fand ich ihn streckenweise etwas unausgegoren.
Eine Lady in Bath
Amanda Elyot
Blanvalet TB 2008-02 Broschiert 400 Seiten
Inhalt:
CJ (Cassandra Jane -wie passend für Austen-Fans) wird für die Rolle der Jane Austen in dem Broadway-Stück "By a Lady" gecastet. Sie geht mit ihrem Regency-Kostüm über die Bühne - und ist auf einmal in Bath, im Jahre 1801. Zunächst ungläubig, dann fasziniert macht sich CJ daran, die Stadt, in der sich ihr Idol Jane Austen aufhält, zu erkunden. Doch das ganze entwickelt sich schnell zum Alptraum, als der Hunger überhand nimmt und sie einen Apfel klaut. Nur der Großmütigkeit von Lady Dalrymple, die darauf besteht, dass CJ sie an ihre Nichte erinnert und von ihr "Tante" genannt werden will. Endlich scheint sich ihr Glück zu wenden und wirklich wohl im Jahre 1801 fühlt sich CJ, als sie sich in Lord Darlington verliebt, der ihre Gefühle erwidert und Freundschaft mit Jane Austen schließt. Doch zwischen Theater, Kurgelände und Bällen entdeckt CJ ein ungeheures Geheimnis und kann sich auf einmal auch ihrer Liebe zu Darlington nicht mehr sicher sein.
Meine Meinung:
Die Idee finde ich großartig, die Umsetzung der Zeitreise ist gelungen, und die ersten 150 Seiten sind interessant, mit kleinen Details aus der Zeit, die beweisen, dass die Autorin gut recherchiert hat. Aber dann - keiner der Charaktere handelt so, dass es dem Charakter angemessen erscheint. Manchmal benehmen sie sich sogar so, als hätten sie gar kein Hirn : CJ fühlt sich verfolgt, entdeckt, dass es die missgünstige Kammerzofe ihrer "Tante" ist und statt den unverschämten Dienstboten nach Hause zu schicken oder selbst dorthin zu gehen (was sie ursprünglich vorhatte - keine geheime Exkursion, nein, sie war auf dem Nachhauseweg) versucht sie, ihre Verfolgerin abzuhängen, indem sie ins nächste Haus geht. Als sie feststellt, dass sie in einem Bordell !!! gelandet ist, geht sie nicht wieder hinaus, weil sie Angst hat, dass Sykes noch draußen steht, sondern bleibt drinnen. Als sie entdeckt wird, gibt sie sich als Prostituierte aus und folgt einem Freier sogar ins Zimmer!!!! Damit wäre ihr Ruf zu dieser Zeit irreparabel geschädigt. Aber die Episode hat keinerlei Konsequenzen, so dass ich mich frage, warum sie überhaupt eingefügt wurde. Auch die anderen Darsteller benehmen sich oft völlig unglaubwürdig. Die einzig wirklich sympathische ist Jane Austen, die oft mit Originalzitaten wiedergegeben wird. SIE hat Witz, aber CJ versucht zu kontern und ihre Witze klingen forciert und gekünstelt. Trotzdem ist ausgerechnet Miss Austen absolut fasziniert ...
Leider waren gegen Ende sehr viele Ungereimtheiten vorhanden, die ich hier nicht aufführen will, um nicht zu spoilern, die mir aber viel verdorben haben.
Auch der Held, der auf den ersten 100 Seiten so sympathisch wirkt, benimmt sich auf einmal so, wie sich kein Gentleman dieser Zeit benehmen würde. Er hat sich alle Sympathien verscherzt. Wäre er zuvor als "Rake", als ein typischer Wüstling, geschildert worden, hätte man ihm noch verzeihen kann, aber er ist ein hoch reputabler, verantwortungsbewusster Gentleman, der seine Mitmenschen schätzt und respektiert. Und dann behandelt er ausgerechnet die Heldin so mies, wie es die schlimmsten Wüstlinge nicht einmal getan hätten. Ich war bitter enttäuscht.
In folgendem Spoiler werde ich auf die Szene eingehen, auf die ich weiter oben angespielt habe:
Der Held und die Heldin verlieben sich, kommen sich näher, verloben sich heimlich und schlafen miteinander. Dann besucht er sie nicht mehr und als Dame der Gesellschaft ziemt es sich nicht für sie, ihn zu besuchen. Deshalb sehen sie sich erst wieder auf einer Feier, auf der seine Verlobung bekannt gegeben wird - mit einer anderen! Nachdem die gegenseitige unverfälschte Zuneigung zwischen Held und Heldin auf den ersten SEiten so schön geschildert wurde, konnte ich das Verhalten des Helden nicht nachvollziehen, noch dazu, wo er doch als Gentleman der Regency-Zeit wissen muss, dass CJ als "beschädigte Ware" nun die Zukunft verbaut ist. Dabei zwingen ihn nicht einmal äußere Umstände zu dieser Sinneswandlung!
Trotz aller Kritikpunkte mag ich den Schreibstil der Autorin und werde noch mehr von ihr lesen in der Hoffnung, dass die Geschichte eine bessere ist!
2 von 10 Punkten