Eva Breunig: Wiener Verwicklungen

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Eva Breunig: Wiener Verwicklungen

Beitragvon Gipsy » 08.01.2007, 10:41

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Wiener Verwicklungen
Eva Breunig
Gerth Medien 2005-07 Broschiert 271 Seiten


Inhalt:
Victoria Dofinsky hat's nicht leicht. Ihr Familienname hat ihren Spitznamen Doofi-Katastrophi geradezu herausgefordert und zu allem Überfluss ist sie auch noch extrem tollpatschig.
Doch jetzt scheint das Glück auf ihrer Seite zu sein: sie ist seit 3 Jahren mit dem künftigen Pastor Dirk verlobt und die Hochzeit steht vor der Tür. Oder stand sie zumindest, bis Dirk sie informiert, dass eine ihrer besten Freundinnen von ihm schwanger ist und dass er nun besagte Freundin heiraten wird.
Da in dem kleinen Ort jeder jeden kennt und Vicky die mitleidigen Blicke nicht mehr ertragen kann, beschließt sie in die Heimat ihres vor ihrer Geburt verstorbenen Vaters zu fahren, wo sie herausgefunden hat, dass noch eine Schwester ihres Vaters mit ihrer Familie lebt.
In Wien angekommen häufen sich erstmal die Katastrophen, denn neben dem für Vicky ungewohnten Leben in einer Großfamilie mit zwei Teenagern und einem Baby kommen auch noch Sprachschwierigkeiten auf sie zu, denn Wienerisch kann doch einfach nicht Deutsch sein! Und es kann wohl auch nur in Wien passieren, dass die Totgeglaubten aus ihren Gräbern steigen und die Liebe am gänzlich unerwarteten Ort auftaucht ...

Meine Meinung:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, doch es gab mehrere Sachen, die mir nach einer Weile doch auf den Geist gegangen sind.

Zunächst einmal das Positive: ich fand sowohl Wien als auch Vickys unkonventionelle Familie sehr lebendig und total sympathisch beschrieben. Ein Bund von skurillen, aber liebenswerten Menschen, die man am liebsten persönlich kennenlernen würde. Auch die Liebesgeschichte fand ich einfach nur süß, darüber kann ich hier leider nicht mehr erzählen, weil das ein dicker, fetter Spoiler wäre (auch wenn ich gleich in die richtige Richtung gedacht habe - *mirselbststolzaufdieschulterklopf* :lol:)

Doch drei Sachen haben mich wirklich gestört:
1. Vickys Tollpatschigkeit. Irgendwann fand ich das nicht mehr lustig, sondern nur noch nervig. Auch wie sie selbst von sich schon erwartet, dass sie in eine neue Katastrophe stürzt, hat mich mehr als einmal die Augen verdrehen lassen. Einige Situationen waren wirklich nett, andere nervig.
2. Wienerisch. Gut, mag sein, dass ich als Bayerin da weniger Probleme habe mit der Sprache als die arme Vicky. Aber gar so blöd kann man sich doch nicht anstellen. Auf jeder zweiten Seite wird darauf herumgeritten, welche Ausdrücke Vicky nicht versteht und was die denn auf Hochdeutsch heißen. Ein bisschen subtiler hätte ich das besser gefunden, ansonsten hätte die Autorin gleich ein Wörterbuch "Wienerisch-Hochdeutsch" veröffentlichen können.
3. Der christliche Glaube. Ich hab recht bald gemerkt, dass es sich anscheinend um ein Buch handelt, das die Amerikaner "Inspirational" nennen, also eines, in dem der christliche Glaube in die Geschichte mit eingewoben wird. Dagegen hätte ich nichts gehabt, auch wenn ich kein ausgesprochener Fan davon bin. Aber hier benutzt die Autorin auch wieder die Holzhammermethode. Dass Vicky an ihrem Leben zweifelt und sich in ihrer Not an Gott wendet - wunderbar für sie. Dass sie regelmäßig in die Kirche geht und ihre Jungfräulichkeit für die Hochzeitsnacht aufbewahrt - alles gut und schön. Aber dass sie über eine Pfadfindergruppenleiterin entsetzt ist, weil diese an die Reinkarnation glaubt und nicht an das jüngste Gericht, das fand ich dann etwas unnötig. Da wäre meiner Meinung nach etwas mehr Toleranz angemessen gewesen. Der moralische Zeigefinger nimmt da leider etwas zuviel Platz ein. Natürlich ist Gott auch für die ganzen Irrungen, Wirrungen und schließlich den Erhalt der großen Liebe zuständig (obwohl ich immer noch glaube, dass es eher der Herr Hofrat war ;))

Ansonsten fand ich das Buch sehr warmherzig geschrieben und mochte die Charaktere sehr gerne. Besonders ihn ;) - bei diesem Mann würd ich auch nicht nein sagen. Sehr nett fand ich auch die Beziehung zu Vickys Cousin, einem pubertierenden Punker und sein Liebesleben.

Also, trotz der Holzhammermethode ein durchaus empfehlenswertes Buch, besonders wenn man Wien mag ;)

8 von 10 Punkte

:stern
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