Jessica Winter - Bis du wieder atmen kannst & Solange du ble

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

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Jessica Winter - Bis du wieder atmen kannst & Solange du ble

Beitragvon Lenya » 28.03.2016, 21:46



Inhalt
Julia ist an der Highschool eine Außenseiterin. Nur ihre beste Freundin steht ihr hier wirklich nahe, alle anderen provozieren sie höchstens, um ihr freches Mundwerk zu hören, denn sie hat immer eine passende Erwiderung parat. Was wirklich in ihrem Leben los ist, weiß niemand.
Jeremy kommt aus einer guten Familie und spielt Football, gehört also zu den beliebten Schülern. Er interessiert sich herzlich wenig für Julia, außer wenn er sich mit ihr kabbeln kann. Doch das ändert sich an dem Tag, an dem er zufällig in die Umkleide kommt, als sie sich für den Sportunterricht umzieht. Was er dort sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren und er ist völlig verwirrt. Er weiß nur eins: Er muss etwas unternehmen…

Kritik
Jessica Winter veröffentlicht als Selfpublisherin, was grundsätzlich heißt, dass man Glück oder Pech haben kann, wenn man zu einem solchen Buch greift. Die überaus positiven Rezensionen, die ich zu diesen beiden Büchern über Julia und Jeremy gelesen habe, waren aber alle begeistert und so beschloss ich, die Geschichte auch einmal auszuprobieren.
Es kommt ja selten vor, dass ich ein Buch erst einmal sacken lassen muss, bevor ich darüber schreiben kann. Das letzte Mal war das glaube ich bei “Ein ganzes halbes Jahr” von Jojo Moyes der Fall. Und von der Qualität der Geschichte her würde ich Jessica Winter auch damit gleichsetzen.

Zunächst beginnt das Buch wie eine typische Teenieromanze. Sie ist die Außenseiterin, er der Star der Highschool, beide 17 Jahre alt. Hat man schon etliche Male so gesehen, lese ich aber trotzdem sehr gern. Doch schon recht früh bekommt die Geschichte eine andere Qualität, als häusliche Gewalt ins Spiel kommt. Ich will hier eigentlich nicht zu viel verraten, doch wer bei diesem Thema empfindlich ist, sollte doch wissen, worauf er sich einlässt. Jessica Winter beschreibt diesen Aspekt der Geschichte schonungslos und ehrlich. Man hat das Gefühl, sie zieht dem schönen Schein der Vorstadt die Haut ab, bis nur noch das rohe Fleisch übrig bleibt. Und das ist dann die Realität, die sich hinter vielen Haustüren abspielt, vor der wir aber sonst gut die Augen verschließen können. Obwohl ich so etwas eigentlich sehr beklemmend finde, wurde es hier doch auf eine Art erzählt, dass man es aushalten kann, vor allem, weil Julia eine sehr starke Persönlichkeit hat. Sie hatte die Wahl, zu zerbrechen oder eben nicht und sie hat sich dagegen entschieden.

Jeremy entspricht da schon eher dem Stereotyp, das man kennt. Er ist tatsächlich so oberflächlich, wie man es sich vorstellt. Und ich empfand es als wirklich angenehm, dass er keine 180 Grad-Wende macht, nachdem er Julia im Umkleideraum gesehen hat, sondern dass er ab diesem Zeitpunkt eine nachvollziehbare Entwicklung durchläuft. Er braucht eine ganze Weile, um sich zu überlegen, ob er überhaupt etwas tun soll. Ob er sie darauf ansprechen soll. Im Grunde begleitet man ihn hier auf seinem steinigen Weg des Erwachsenwerdens.

Ich habe deshalb beide Bücher in diese Rezension hinein genommen, weil sie zusammen eine Geschichte erzählen. “Solange du bleibst” schließt nahtlos an den ersten Band an. Ich werde hier auch nichts über die Handlung des zweiten Buches erzählen, außer dass es noch emotionaler ist als das erste. Letztendlich hat Jessica Winter extrem viel Dramatik in diese beiden Bücher gepackt und ich bin mit mir selbst nicht wirklich einig, ob es mir nicht ein wenig zu viel war. Aber das ändert nichts daran, dass mir die Geschichte regelrecht unter die Haut gegangen ist. Die Liebesgeschichte entwickelt sich sehr langsam und realistisch, es wird nichts überstürzt. Zeitweise – vor allem im ersten Buch – ist sie noch nicht einmal das zentrale Thema.

Wem “Ein ganzes halbes Jahr” gefallen hat, der sollte unbedingt auch Jessica Winters Bücher lesen. Eine große, sehr ergreifende Geschichte.

10/10 Punkte

:stern
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