Bernadette Carroll: Wer niemals seine Chefin küsst

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

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Bernadette Carroll: Wer niemals seine Chefin küsst

Beitragvon Gipsy » 06.09.2007, 16:52

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Wer niemals seine Chefin küsst.
Bernadette Carroll und Eva Malsch
Blanvalet 2006-12-11 Broschiert 381 Seiten

Bei diesem Buch tue ich mich mit der Einordnung sehr schwer. Nach Cover, Titel und Rückklappentext zu schließen handelt es sich um einen Freche-Frauen-Roman - das stimmt aber überhaupt nicht. Ein bisschen Thriller ist dabei, ein bisschen Liebe. Aber nichts davon steht tatsächlich im Vordergrund.

Inhalt:

Die gebürtige Irin Niamh Lynch ist in der Personalabteilung einer australischen Firma tätig. Dieser Job hatte ihr in der Vergangenheit immer Spaß gemacht, doch nachdem ihr Vorgesetzter beschlossen hat zu rationalisieren ist sie diejenige, die ihren Kollegen kündigen muss. Drei dieser Mitarbeiter machen ihr dabei Ärger, darunter der gutaussehende Scott Morgan. Doch es ist ein anderer Mitarbeiter, der sie zunächst beschäftigt, denn irgendetwas geht in der Firma nicht mit rechten Dingen zu – Erpressung und Weitergabe von Firmen-Interna. Wer ihrer Kollegen ist darin wohl verwickelt?

Meine Meinung:

Nach Titel, Coverbild und Klappentext zu schließen handelt es sich eindeutig um einen australischen Freche-Frauen-Roman. Weit gefehlt! Das nämlich, was viele der sogenannten Chick Lit Bücher ausmacht, fehlt hier nämlich oder steht im Hintergrund: witzige und/oder peinliche Pannen, der Kampf mit den Pfunden, Situationskomik, etc. Eigentlich handelt es sich hier eher um ein ernstes Buch, das Genre ist schwer zu bestimmen. Wir bekommen einiges von den privaten Problemen der Heldin mit: sie gibt sich die Mitschuld am Tod ihres Vaters, ihre Ehe droht zu scheitern – dennoch ist es kein Drama. Die Firma wird erpresst – dennoch ist es kein Thriller. Sie lernt einen attraktiven Kollegen näher kennen – dennoch ist es keine Liebesgeschichte.

Es ist die Geschichte einer ganz normalen erfolgreichen Frau, die Probleme mit sich herumschleppt und durch Zufall auf einige Ungereimtheiten in ihrer Firma stößt, die ihr zunächst banal erscheinen und erst später im Gesamtzusammenhang wichtig erscheinen. Sie reagiert wie jeder von uns reagieren würde: im Gegensatz zu vielen Helden/Heldinnen aus Thrillern realisiert sie nicht sofort die Gefahr, sondern tut es als Übertreibung ab. Dennoch hält sie nicht stur an ihrer Sichtweise fest, sondern ist einfach nicht auf so etwas gefasst. Als sie dann aber auf der Spur des Täters ist, wird das Buch noch ziemlich lange nicht spannend. Erst ganz zum Schluss kommt etwas Action ins Spiel. Trotzdem fand ich das Buch keine Sekunde lang langweilig. Gerade die Alltäglichkeit in der Firmenarbeit, im Umgang mit den Kollegen – all das hat das Buch sehr interessant zu lesen gemacht, wozu der flüssige Schreibstil der Autorin noch sein Übriges getan hat.

Mir hat die Lektüre Spaß gemacht. Es ist kein besonderes Buch, das einem noch lange im Gedächtnis haften bleibt, aber es lässt sich flott und sehr angenehm lesen und ich kann es auf jeden Fall empfehlen. Man sollte eben nur beachten, dass es sich keinesfalls um einen Chick Lit Roman handelt, damit man nicht mit falschen Erwartungen an die Sache herangeht!

9 von 10 Punkten

:stern
Lieber barfuß als ohne Buch („Betra er berfættum en bókarlausum að vera“)
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