Schottische DistelnChrista Canetta und Christa Kanitz
Moments 2005-03 Gebundene Ausgabe 318 Seiten
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Über den AutorChrista Canetta ist ein Pseudonym der erfolgreichen Autorin Christa Kanitz. Sie studierte Psychologie und lebte längere Zeit im Ausland, bevor sie als Journalistin für den Südwestfunk Baden-Baden und als Redakteurin renommierter Frauenzeitschriften zu arbeiten begann. Die Autorin ist Mutter von drei Kindern und lebt in Hamburg. »Schottische Disteln« ist nach »Der Tanz der Flamingos« Christa Canettas zweite Veröffentlichung bei Moments.
Meine Meinung:Ich konnte mich schon nach den ersten Seiten des Eindrucks nicht erwehren, da hat Lieschen Müller einige Groschenromane gelesen und sich gedacht: "Das kann ich auch!" Adjektive reihen sich so endlos aneinander, daß Rosamunde Pilcher vor Neid erblassen würde. Sätze, die gar nix miteinander zu tun haben, werden per Komma zwangsweise aneinander gebunden. Gestelzte Dialoge runden die Peinlichkeit ab.
Ein Beispiel:In einer Szene wird die "Heldin" gefragt, warum sie sich für Antiquitäten interessiert:
Andrea überlegte. Sie fühlte sich einfach angesprochen von diesen Sachen, die so viel älter waren als sie selbt, die ein Stück Geschichte darstellten und bestimmt wertvoll waren, wenn sie richtig gewürdigt wurden.
"Wissen Sie, Ryan, irgendwie interessiert mich dieses Zeug. Ich weiß nur nicht, auf welche Art. Es spricht mich an, aber ich kann nicht beschreiben, wieso. Ich würde mich gerne ausführlich damit beschäftigen, mit der Art der Verarbeitung, mit Herstellungsmethoden, mit der Frage, wann und für wen diese alten Sachen gemacht wurden."In keiner einzigen Szene fühlt man etwas. Alles wird bloß aufgezählt. Kein Gefühl der Protagonisten ist nachvollziehbar. In keiner einzigen Szene ist mal ein Prickeln zu spüren. Wozu der Handlungsstrang mit mit dem Schafstöter eingebaut wurde, bleibt ein Rätsel. Zum Spannungsaufbau wurde es jedenfalls nicht genutzt. Die Heldin gerät in brenzlige Situationen, aber auch hier wird jede Chance zum Spannungsaufbau vertan.
Beispiel für eine Liebesszene? Voilà :Die beiden Protagonisten unterhalten sich über berufliche Träume:
Eine großartige Idee, dachte er und legte den Arm um ihre Schultern. "Andrea, Träume können wahr werden. Ich denke, wir sollten uns jetzt einmal küssen"Insgesamt wird sich nach diesem Muster vier- bis fünfmal geküßt. Er fragt vorher jedesmal um Erlaubnis! Einmal ergreift sogar sie die Initiative und fragt vorher ebenfalls um Erlaubnis! Wohlgemerkt es handelt sich um einen zeitgenössischen LiRo. So langsam werden mir 30-jährige Jungfrauen in amerikanischen LiRos sympathisch. :evil:
Daß die Autorin als Journalistin und Redakteurin gearbeitet haben soll, mag man kaum glauben. Nun ja, der Bezeichnung "Journalist" ist nicht geschützt, aber selbst die Macher der Bäckerblume überzeugen mit mehr Fachwissen.
Isolde Wehr, die Herausgeberin des Moments-Verlags hat auf einer BLC mal kundgetan, daß es in ihrem Verlag nur Liebesromane mit Happy End gibt. Das Happy End dieses Buches wäre gewesen, es nicht zu drucken.