Schottische Disteln von Christa Canetta

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

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Schottische Disteln von Christa Canetta

Beitragvon Loewenzahn » 12.05.2006, 08:17

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Schottische Disteln
Christa Canetta und Christa Kanitz
Moments 2005-03 Gebundene Ausgabe 318 Seiten

Klappentext

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Über den Autor
Christa Canetta ist ein Pseudonym der erfolgreichen Autorin Christa Kanitz. Sie studierte Psychologie und lebte längere Zeit im Ausland, bevor sie als Journalistin für den Südwestfunk Baden-Baden und als Redakteurin renommierter Frauenzeitschriften zu arbeiten begann. Die Autorin ist Mutter von drei Kindern und lebt in Hamburg. »Schottische Disteln« ist nach »Der Tanz der Flamingos« Christa Canettas zweite Veröffentlichung bei Moments.

Meine Meinung:

Ich konnte mich schon nach den ersten Seiten des Eindrucks nicht erwehren, da hat Lieschen Müller einige Groschenromane gelesen und sich gedacht: "Das kann ich auch!" Adjektive reihen sich so endlos aneinander, daß Rosamunde Pilcher vor Neid erblassen würde. Sätze, die gar nix miteinander zu tun haben, werden per Komma zwangsweise aneinander gebunden. Gestelzte Dialoge runden die Peinlichkeit ab.

Ein Beispiel:
In einer Szene wird die "Heldin" gefragt, warum sie sich für Antiquitäten interessiert:
Andrea überlegte. Sie fühlte sich einfach angesprochen von diesen Sachen, die so viel älter waren als sie selbt, die ein Stück Geschichte darstellten und bestimmt wertvoll waren, wenn sie richtig gewürdigt wurden.
"Wissen Sie, Ryan, irgendwie interessiert mich dieses Zeug. Ich weiß nur nicht, auf welche Art. Es spricht mich an, aber ich kann nicht beschreiben, wieso. Ich würde mich gerne ausführlich damit beschäftigen, mit der Art der Verarbeitung, mit Herstellungsmethoden, mit der Frage, wann und für wen diese alten Sachen gemacht wurden."


In keiner einzigen Szene fühlt man etwas. Alles wird bloß aufgezählt. Kein Gefühl der Protagonisten ist nachvollziehbar. In keiner einzigen Szene ist mal ein Prickeln zu spüren. Wozu der Handlungsstrang mit mit dem Schafstöter eingebaut wurde, bleibt ein Rätsel. Zum Spannungsaufbau wurde es jedenfalls nicht genutzt. Die Heldin gerät in brenzlige Situationen, aber auch hier wird jede Chance zum Spannungsaufbau vertan.

Beispiel für eine Liebesszene? Voilà :
Die beiden Protagonisten unterhalten sich über berufliche Träume:
Eine großartige Idee, dachte er und legte den Arm um ihre Schultern. "Andrea, Träume können wahr werden. Ich denke, wir sollten uns jetzt einmal küssen"
Insgesamt wird sich nach diesem Muster vier- bis fünfmal geküßt. Er fragt vorher jedesmal um Erlaubnis! Einmal ergreift sogar sie die Initiative und fragt vorher ebenfalls um Erlaubnis! Wohlgemerkt es handelt sich um einen zeitgenössischen LiRo. So langsam werden mir 30-jährige Jungfrauen in amerikanischen LiRos sympathisch. :evil:

Daß die Autorin als Journalistin und Redakteurin gearbeitet haben soll, mag man kaum glauben. Nun ja, der Bezeichnung "Journalist" ist nicht geschützt, aber selbst die Macher der Bäckerblume überzeugen mit mehr Fachwissen.

Isolde Wehr, die Herausgeberin des Moments-Verlags hat auf einer BLC mal kundgetan, daß es in ihrem Verlag nur Liebesromane mit Happy End gibt. Das Happy End dieses Buches wäre gewesen, es nicht zu drucken.

:stern
Zuletzt geändert von Loewenzahn am 01.05.2013, 19:52, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon Gipsy » 12.05.2006, 09:19

Hallo Loewenzahn,

klingt nicht sehr berauschend! Ich habe von ihr "Tanz der Flamingos" gelesen und das, was du über "Schottische Disteln" schreibst, kann problemlos auf dieses Buch übertragen werden. Fast hätte ich es des schönen Covers wegen auch noch behalten :oops: , aber dann habe ich es doch bei BT eingestellt, wo ich es ziemlich schnell losgeworden bin. Manchmal geht es mir so, dass mir ein bestimmtes Buch zwar nicht so gefällt ist, aber es mich immerhin neugierig auf andere Werke macht. Aber Christa Canetta habe ich damit abgeschworen.

Lieblose Aneinanderreihungen von Sätzen, die ich alle schon mal irgendwo anders gelesen habe. Kein Gefühl, keine Spannung, kein Witz. Stereotype Charaktere und der misslungene Versuch, ansprechende Dialoge zu schreiben.

Schade, denn die Ideen und Schauplätze (und Cover) finde ich sehr gelungen.

Lg,

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Beitragvon Loewenzahn » 12.05.2006, 09:36

Hi gipsy,
also ich werde auch nichts weiteres von ihr lesen. Sie hat ja schon einiges andere geschrieben auch unter dem Namen Christa Kanitz. Ist also kein Erstlingswerk und da kann man dann wohl nicht mehr auf eine Entwicklung zum Besseren hoffen. Schade um den Plot.

Ich kaufe auch manchmal Bücher, weil mich der Plot laut Klappentext interessiert und bin dann maßlos enttäuscht, wenn nix ordentliches draus gemacht wird.
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Beitragvon Gipsy » 12.05.2006, 09:44

Hallo Loewenzahn,

ich wusste gar nicht, dass sie und Christa Kanitz ein und dieselbe Person sind. Gut, dass du das sagt, ich habe nämlich einen Titel von Christa Kanitz auf meiner Wunschliste und den kann ich jetzt gleich mal löschen gehen ;)

Ich finde es schade, denn ihre Ideen finde ich ausnahmslos gut. Umgekehrt ist es dann toll: wenn man sich von einem Buch nichts erhofft, und es nur liest, weil man es halt geschenkt bekommen hat, es bei einer Auktion mit dabei war oder es von Freunden voller Begeisterung und strahlenden Augen in die Hand gedrückt bekommen hat. Und dann mutiert es zu einem seiner All-time-Favourites.

Lg,

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Beitragvon mallory » 20.05.2006, 13:34

War das das Buch in dem die Heldin halb von Krähen zu Tode gehackt wird?? Wenn ja, dann war das noch am besten im ganzen Buch. Wenn nicht, vergesst meinen Beitrag ;)
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Beitragvon Loewenzahn » 20.05.2006, 14:29

Jepp, das war's :lol:
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Beitragvon Gipsy » 21.05.2006, 11:06

Von Krähen fast zu Tode gehackt? So, jetzt habt ihr mich endgültig abgeschreckt! ;)
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Beitragvon Loewenzahn » 21.05.2006, 12:33

Wieso, ist doch bloß bei Hitchcock abgekupfert ;)
Keine Angst, wird auch nicht ausführlich beschrieben. Das würde zuviel Phantasie verlangen. Das liegt der Autorin nicht so :lol:
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Beitragvon Gipsy » 21.05.2006, 12:43

Hallo Loewenzahn,

ja eben - erstens ist es abgekupfert und zweitens ist es etwas, das meiner Meinung nach in einem Liro nichts zu suchen hat. Jedenfalls nicht in einem normalen, zeitgenössischen, in denen die Heldin ein Leben wie du und ich führen sollte.

Bei einigen, vor allem amerikanischen Autorinnen kann ich mir das gut vorstellen - die Geschichten sind extrentisch, die Charaktere übertrieben. Aber so wie ich das in "Tanz der Flamingos" mitgekriegt habe, versucht die Autorin ja, die nette junge Dame von nebenan zu porträtieren und da hat Hitchcock/DuMaurier nunmal nix verloren!

Wenn die Heldin so ähnlich ist wie die in "Tanz der Flamingos" ist es eigentlich schade, dass der Held sie gerettet hat (zumindest nehme ich mal an, dass er das getan hat).

Lg,

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Beitragvon Loewenzahn » 21.05.2006, 22:17

Hi gipsy,

Achtung spoiler:

ein Held? Da kam gleich 'ne ganze Kavallerie an zu Land und zu Luft ;)
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Beitragvon Gipsy » 22.05.2006, 09:55

Hallo Loewenzahn,

ach Gottchen, also auch noch eine Deus ex Machina - Geschichte, oder wie?

Da hat sich die Autorin scheint's wirklich nicht mit Ruhm bekleckert! Gut, dass es so viele andere gute Bücher gibt ;)

Lg,

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Beitragvon Maike » 02.12.2009, 17:07

Dies ist das einzige Buch, wo mir die Heldin so richtig zu wider ist. Habe selten über solch eine egoistische, unsensible und total verwöhnte Ziege gelesen. Mir tut der Schotte leid, der mit ihr zusammen kommt und der Deutsche, der sich wegen ihr regelrecht zum Narren macht
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Schaut sich noch um......
 
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