Die Chemie des TodesSimon Beckett
rororo 2007-08-01 Taschenbuch 432 Seiten
Inhalt: Dr. David Hunter ist ein gebrochener Mann, als er in das kleine englische Dorf Manham kommt. Einst der führende Gerichtsmediziner Englands, hat er nach dem Unfalltod von Frau und Tochter jede Lebensfreude verloren und sieht sich nicht mehr in der Lage, in seinem alten Beruf zu arbeiten. Daher nimmt er eine Stelle als Landarzt an. Drei Jahre lebt er in dem kleinen Ort, als eine schrecklich zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Der ermittelnde Polizist überredet David, die Leiche zu untersuchen und so wird er nach und nach in die Ermittlungen hineingezogen.
Während er langsam zurück ins Leben findet und sich in die neu zugezogene Lehrerin Jenny verliebt, wird wieder eine Leiche gefunden, eine weitere Frau verschwindet und der Pfarrer fängt an, eine Hexenjagd auf den "Neuen" in der Gemeinde zu veranstalten.
Als schließlich auch Jenny in die Gewalt des Killers gerät spitzt sich die Lage dramatisch zu...
Meine Meinung: Dieses Buch ist hochgelobt und bekam viele begeisterte Kritiken. Auch mir wurde es von einer Kollegin heiß empfohlen. Es sei unglaublich spannend.
Leider habe ich das nicht so empfunden. Obwohl einiges passiert im Roman kommt es mir nicht wirklich so vor. Die Geschichte spielt im Hochsommer, es ist heiß, die Leute werden immer aggressiver und es hat mich richtig abgestoßen mitzuerleben, wie die Dorfbewohner als Menschen dargestellt wurden, die sofort jeder Behauptung Glauben schenken, dass der "neuzugezogene" Arzt, immerhin schon drei Jahre im Ort, für die Morde verantwortlich sein könnte. Der Erzählstil ist sehr behäbig, ich habe die Hitze förmlich gespürt die über der Landschaft liegt (okay, ich habe das Buch gelesen während es draußen 34° C hatte
) und man darf detailiert miterleben, wie David Hunter die Leichen untersucht und dabei über Maden, Verwesung und Verfall doziert. Der Zustand der Leichen wird genau beschrieben, auch die Verstümmelungen und Perversitäten, man riecht förmlich den Fäulnisgestank und hört das Summen der Fliegen. Und dann wieder Hitze, die nicht nur die Dorfbewohner lähmt, sondern auch mich. Der Autor legt m.E. einen zu großen Schwerpunkt auf das Gefühlsleben des Helden, dazwischen suhlt er sich genüsslich in den pathologischen Beschreibungen. So plätschert der Roman über weite Strecken vor sich hin, obwohl er eine gute Zahl an Schocks aufzuweisen hat.
Auch dass Hunter den größten Teil der Geschichte aus einem zeitlichen Abstand heraus erzählt hat mich etwas gestört. Nur wenige Kapitel, die aus Sicht der gefolterten Frauen spielen, sind nicht in Ich-Form.
Fazit: Das Buch ist inhaltlich schon spannend und auch nichts für schwache Nerven oder Mägen. Aber der Schreibstil sorgte dafür, dass ich den ganzen Roman über eine seltsame Distanz verspürte und nicht wirklich mitleiden konnte
Außerdem habe ich tatsächlich geahnt, wer der Mörder ist, auch wenn ich unwesentlich mit meiner Lösung daneben lag. Aber im Prinzip hatte ich richtig geraten.
Meine Wertung: 3,5 von 5