Die Herrin von Llyn
Jane Watt
Rowohlt Tb. 2004 Taschenbuch 476 Seiten
Inhalt:
Die junge Australierin Nell fährt mit ihrem Ehemann in ihre ursprüngliche Heimat Wales, um ihre Familie wiederzutreffen. Besonders vermisst hat sie in der Ferne die Burgruine von Llyn, die in ihrer Kindheit ihr Lieblingsort gewesen ist. Damals sind ihr immer wieder Figuren aus einer anderen Zeit erschienen. Sie macht einen Ausritt dorthin, doch sie stürzt und fällt in Ohnmacht.
Als sie wieder erwacht findet sie sich im Jahre 1198 wieder, im Körper von Elen, die gerade Rhys, den Burgherren, geheiratet hat. Sie verliebt sich sehr schnell in ihren Ehemann, wird bald schwanger und richtet sich in ihrem neuen Jahrhundert ein. Nach einem Besuch bei ihrer "Großmutter" findet sie heraus, dass sie eigentlich in dieses Jahrhundert gehört.
Doch das 12./13. Jahrhundert sind unruhige Zeiten für die Waliser und Elen erlebt am eigenen Leib Krieg, Vernichtung und Angst um ihre Lieben. Als einer ihrer Söhne als Geisel an den Hof von König Johann Ohneland soll, erinnert sie sich an eine Geschichtsstunde: alle Geiseln sind getötet worden - wie soll sie dieses Schicksal nun aufhalten?
Meine Meinung:
Time Travel, Wales, Mittelalter, Liebe - die perfekte Mischung für ein perfektes Buch. Aber leider hält das Buch nicht, was der Klappentext verspricht. Man kann sich in die Figuren und damit in die Geschichte nicht hineinversetzen, da alle Ereignisse, politisch wie emotional, in kurzen Paragraphen abgehandelt werden. Oft vergehen auf 2 Seiten 5 Jahre. Gefühle, Handlungen, Geschicke, Ereignisse werden nur ganz rasch angerissen und gleich wird zum nächsten Thema übergegangen. Dies führt dazu, dass der Leser das Gefühl hat, ein paar Zeitungsnotizen zu lesen. Dass sie dem Helden bis zum Schluss nicht sagt, dass sie nicht Elen ist, sondern Nell hat mich auch sehr gestört. Wo ist denn da bitte das Vertrauen? Außerdem gibt es hier leider sehr viele traurige Ereignisse. Mir ist natürlich bewusst, dass die Todesfälle im Mittelalter häufiger und alltäglicher waren wie heute und deshalb finde ich es auch richtig, dass die Helden nicht davon verschont werden, aber müssen Elen und Rhys denn
fast alle Kinder verlieren? Und hätte Elen das Massaker an den Geiseln nicht doch verhindern können, wenn sie Rhys eher die Wahrheit gesagt hätte? Man möchte nicht meinen, dass Elen eine moderne Frau ist. Wäre dies ein richtiger historischer Roman gewesen, hätte ich ihre Haltung nachvollziehen können. Aber der Reiz eines Time Travel Romans liegt ja gerade darin, dass die Heldin aus einer anderen Zeit mit anderen Sitten, Gebräuchen, Gedanken kommt und es ist auch immer interessant zu lesen, wie sie in ihrem neuen Leben zurechtkommt. Sie hingegen ordnet sich problemlos den Männern unter und vergisst alles, was sie je über Frauenrechte gehört hat und findet sich so mühelos in ihrer neuen Zeit zurecht, dass man sich fragt, warum das Buch überhaupt ein Time Travel ist. Vor allem, weil die Personen, die man ausführlich auf den ersten 50 Seiten kennengelernt hat (der einzige Teil, der wirklich gelungen ist), nie wieder auftauchen.
Schade, eine gute Idee verschenkt.
Und über die Rezensentin bei amazon, die Elen und Rhys mit Claire und Jamie vergleicht, kann ich mich nur wundern, denn die Liebesgeschichte nimmt den kürzesten Teil der Handlung ein.
@alle, die sich für dieses Thema und diese Zeit interessieren: Wer Englisch liest, dem kann ich nur Sharon Penmans "Here be Dragons" ans Herz legen. Auch hier gibt es Zeitsprünge, aber dafür sind die Ereignisse dazwischen lebendig und intensiv beschrieben und die Liebesgeschichte darin hat mir wesentlich besser gefallen als in "Die Herrin von Llyn".