Charlotte Hagen: Sommer des Raben

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

Moderatoren: mallory, Mondfrau, gini

Charlotte Hagen: Sommer des Raben

Beitragvon Gipsy » 07.09.2007, 12:11

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Sommer des Raben
Charlotte Hagen
Sieben-Verlag 2007-07-01 Broschiert 204 Seiten

Inhalt:

Sandra hat ein Problem mit Männern: entweder sind sie nervtötend, langweilig, reden nur von sich oder sie laufen gleich davon. Ihre kluge Tante weiß ein Mittel dagegen: die Rückbesinnung auf die eigene weibliche Seite. Sandra ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, eigenständig, selbstbewusst und clever und somit eine gefährliche Konkurrentin. Männer wollen schließlich jemanden, den sie beschützen können und bei dem sie sich wirklich männlich fühlen können. Sandra ist von dieser Methode nicht wirklich überzeugt, aber sie beschließt, ihr wenigstens eine Chance zu geben. Dazu kommen ihr die Geschäftsreise nach Kanada und ihr Geschäftspartner John gerade recht. Das Ausfüllen der Jungfrau-in-Not-Rolle fällt ihr schließlich sogar leichter als sie denkt, als sie mit John alleine in der kanadischen Wildnis überleben muss. Doch hat ihre Liebe auch im Alltag eine Chance?

Meine Meinung:

Inhaltlich kann man das Buch wohl in zwei Teile teilen: in der ersten Hälfte ähnelt es eher einer romantischen Komödie, ganz zu Beginn erinnert es sogar an sogenannte Chick-Lit-Bücher: die Hauptperson trifft sich mit Männern, hat mit ihnen aber überhaupt kein Glück, die Dates gehen in die Hose und die beste Freundin und die weise alte Tante überlegen eine Strategie, wie sich daran etwas ändern kann. Nach dem Flug nach Kanada wird diese Theorie dann in die Tat umgesetzt, und zwar am unglaublich gut aussehenden, aber etwas machohaften Halbindianer John. Nach einer heftigen Auseinandersetzung in einer Konferenz, in der Sandra sich so gar nicht weibchenhaft gibt, sondern ihre Meinung lautstark vertritt, gelingt es ihr, die Rolle zu wechseln, auch wenn es ihr noch schwerfällt. John zumindest scheint von ihren Bemühungen sehr beeindruckt und nimmt sie mit auf eine Fahrt in die kanadische Wildnis. Nach einer Autopanne und einer Begegnung mit Wilderern sind sie auf sich allein gestellt und Sandra stellt dankbar fest, wozu ein richtiger Macho doch zu gebrauchen ist. Als Städterin ist sie vollkommen auf ihn angewiesen und so fällt ihr ihre neue Rolle relativ leicht, zumal auch sie beweisen kann, dass sie durchaus ihr Scherflein beitragen kann.
Im zweiten Teil dann sind beide zusammen, auch wenn die berühmten drei Worte noch nicht gefallen sind. Sandra gelingt es, in die Filiale nach Kanada zu wechseln und zieht bei John ein. Dennoch scheint er sich nicht wirklich zu ändern und verhält sich weiterhin wie ein Single. Hier geht es dann vielmehr um die Probleme in einer Beziehung, um Reibereien im Alltag und die Kompromisse, die man im Zusammenleben eingehen muss.
Ich fand diese Mischung sehr interessant und auch wirklich gut gelungen. Es ist nicht oft, dass man in Liebesromanen auch mit den Schwierigkeiten des Zusammenlebens konfrontiert wird, zugleich eine Indianerlovestory bekommt und einen Überleben-in-der-Wildnis-Plot. Erst hatte ich befürchtet, dass das alles zuviel werden könnte, aber der Autorin gelingt es wunderbar, die ganzen einzelnen Teile wunderbar zu einem Ganzen zusammenzufügen und zu kombinieren.

Allerdings gibt es auch einige Schwächen: mir persönlich waren einige Übergänge zu abrupt. In der einen Szene geschieht dies – dann Schnitt – und ein paar Wochen später geschieht das. Ich hätte es lieber gesehen, dann die eine oder andere Szene wegzulassen und stattdessen die verbleibenden Szenen weiter auszubauen. Manche Dialoge wirken teils ein wenig forciert, was mir aber insgesamt nicht die Freude an der Geschichte nehmen konnte.
Der Held selbst ist fast schon zu gut um wahr zu sein: das perfekte Aussehen, kann sich in jeder Situation durchschlagen (in der Wildnis und im Geschäftsleben), mit sexy Lächeln, was dazu führt, dass er etwas klischeehaft wirkt. Doch das ist ja bei einem humorvollen Liebesroman durchaus verzeihlich.
Die Nebenfiguren sind interessant, spielen aber nicht wirklich eine tragende Rolle. Dabei hätte ich gerne noch mehr über die Tante, über Connie und auch über Sandras Chef erfahren.
Abgesehen von diesen kleinen Bemängelungen hat mir der Roman insgesamt wirklich gut gefallen: humorvoll, spannende Sequenzen und sympathische Figuren.
Auch merkt man, dass die Autorin sich mit ihren Themen wirklich auseinander gesetzt hat, auch wenn sie zum Teil nur eine kleine Rolle einnehmen. Die Probleme der Indianer werden genauso angesprochen wie kulturelle Differenzen zwischen Deutschland und Kanada.

Fazit: Ein Buch, das man in einem Rutsch durchlesen kann und sich amüsieren kann, auch wenn es noch kleine Schwächen aufweist.

Bewertung:

8 von 10 Punkten

Kompliment übrigens auch an das schöne, wunderbar zur Geschichte passende Coverbild!

:stern
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Beitragvon Gipsy » 07.09.2007, 12:17

Eine Bitte noch an Schnee und Wildi: da es sich um eine Rezension für Happy End Buecher handelt, diese Rezi bitte nicht bei amazon einstellen! Danke :)
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Beitragvon SchneeMcKettrick » 07.09.2007, 12:18

danke, dass du es hier nochmal erwähnt hast :)
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