
Die Leiden einer jungen Kassiererin
Anna Sam
Riemann 2009-01-26 Broschiert 180 Seiten
Inhalt:
„Wenn du in der Schule nicht fleißig lernst, dann wirst Du einmal Kassiererin wie diese Frau da“, droht eine Mutter ihrem Nachwuchs im Supermarkt. Von dieser und weiteren typischen Begebenheiten an der Kasse berichtet Anna Sam. Denn die studierte Literaturwissenschaftlerin bestritt lange Jahre ihren Lebensunterhalt als Kassiererin - pardon: „Servicemitarbeiterin Kasse“, wie es so schön heißt.
Da man bei kaum einem anderen Job öfter Kontakt mit Menschen hat, kennt die aufmerksame 28-Jährige alle Typen von Kunden: den notorischen Stänkerer, den lästigen Fragesteller oder den Möchtegern-Charmeur. Ihre Erfahrungen und Eindrücke an der Supermarktkasse hat die Französin aufgeschrieben - und mit ihren unterhaltsamen Studien einen Überraschungserfolg gelandet.
Aus der Biep-Show mit Strichcodes entsteht eine Art Gebrauchsanweisung für Kassiererinnen inklusive Frage, ob man sich nicht besser einen anderen Job suchen sollte. Kunde Leser wiederum erfährt, welchen Freund die Kassiererin liebkost, wer Ende Januar für Weihnachten vorzusorgen beginnt oder wann im Supermarkt wirklich keine Zeit für höfliche Floskeln bleibt. Außerdem lernen wir einmal mehr, dass niemand ohne Blick für den Mitmenschen durchs Leben gehen sollte, wobei uns diese Botschaft nicht als nerviger, moralischer Appell, sondern als ein Ergebnis der gut beobachteten und amüsant erzählten Episoden an der Kasse erreicht.
Als Deutsche erfahren wir, wie ähnlich der Alltag bei unseren französischen Nachbarn aussieht. Denn wer wusste schon, dass auch Franzosen nötigenfalls Essen runterschlingen können? Folglich schreibt das Leben auch im Supermarkt die besten Geschichten. Am Ende zählen dazu auch magische Momente, nämlich wenn die Autorin im richtigen Leben das letzte Mal dem Knochenjob als Kassiererin nachgeht. Ein Roboterdasein? „Aber nein“, weiß Anna Sam, denn „Roboter lächeln nicht.“
Meine Meinung:
Die Inhaltsangabe lässt einen leider sehr viel mehr hinter dem Buch vermuten als wirklich darin steckt.
Ok, manchmal entdeckt man die eine oder andere Episode, die einem bekannt vorkommt, aber im Großen und Ganzen ist das Buch ein künstlich aufgeblasener Ballon ohne viel Inhalt.
Ich weis nicht, wo ich die ironische Lässigkeit oder scharfe Beobachtungsgabe erkennen kann, die auf dem Klappentext angepriesen wird. Für mein Empfinden trieft das Buch eher von Gehässigkeit und es springt einem ständig zwischen den Zeilen entgegen, wie sehr die Autorin von ihrem Job genervt war.
Richtig nette oder lustige Episoden mit Kunden fehlen zwar nicht gänzlich, sind aber zu spärlich gesät, um den negativen Grundtenor zu übertönen.
Am ehesten werden sich noch Kassiererinnen von Märkten wie real oder Globus mit der Autorin identifizieren können, Kassiererinnen und Verkäuferinnen in Diskountern oder anderem Einzelhandel werden höchstens mal schmunzeln können.
Mein Fazit: Rausgeschmissenes Geld, da gibt es wesentlich bessere Blogs rund um den Einzelhandel, die amüsanter und treffender geschrieben sind.
Meine Wertung:
4 von 10
